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Das Wetter: Kein Sex

„Diese furztrockenen Infos über Wolken oder Sonne, Regen oder Schnee will kein Schwein mehr lesen, das kriegste heutzutage doch überall“, schimpfte Lars. „Wir brauchen an dieser Stelle einen richtigen Knaller – wilden, tabulosen Sex, die Leute wollen heute richtigen Porno!“ Kollege Michael blicke skeptisch herüber: „Sex und Porno bekommst du doch an jeder Ecke dreimal hinterhergeworfen, willst du etwa bei dieser ranschmeißerischen, pseudoprovokanten Mainstream-Schiene jetzt auch noch als Vorletzter mitmachen? Vergiss es!“ Der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die beiden Männer des Worts einigen konnten, war: kein Wetter mehr, aber auch kein Sex. Selbst nach Feierabend, als sie beim Bier weitergrübelten, fiel ihnen nichts ein, womit diese verdammte Rubrik gefüllt werden könnte. „Aber das macht eigentlich gar nix“, sagte Michael, „wer liest heute überhaupt noch komplette Texte? Auf die Überschriften kommt es an.“ So beließen es die beiden Redakteure beim alten Titel und schrieben einfach weiter Nonsens runter.

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