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Das Wetter: Empfindsame Geister

Während der moderne Mensch auf öde Gesprächstherapien und kostspielige Drogeneskapaden angewiesen ist, um halbwegs bei geistiger Gesundheit zu bleiben, konnten sich frühere Generationen auf die Heilkünste der Hirnbader verlassen, die mit ihren klapprigen Handwagen die Marktflecken bereisten, um neurasthenischen Bauernbuben, kleptomanen Klerikern und bulimischen Burgfräuleins beizustehen. Sogar ausgewachsene Depressionen vermochten diese frühen Praktiker der Geisteshygiene zu kurieren, indem sie ihre Patienten mit heißem Pech bestrichen, an einem Strick durch die Straßen zerrten und dann unter dem Gelächter der Bevölkerung vom Kirchturm stießen. Auch das Burn-out-Syndrom war schon bekannt, das die Hirnbader gerade bei berufstätigen Frauen als Spätfolge strapaziöser Hexenprozesse diagnostizierten. Psychotiker dagegen galten als Unterhaltungskünstler und wurden zum Predigen über die Lande geschickt. Panikattacken wurden wiederum oft als Reaktion empfindsamer Geister bagatellisiert, etwa, wenn die Hunnen angriffen und gleichzeitig die Pest ausbrach.

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