Das Wetter: Der Planenschlitzer:
Ritsch, ratsch, rein ins Vergnügen. Malte Borchardt fackelte nicht lange. Mit seinem extraharten japanischen Stahlmesser war er in kürzester Zeit vor- und durchgestoßen. Zufrieden klappte er die Plane um, besah sich kurz die wertvolle Ladung des Lasters und verschwand dann so heimlich, wie er gekommen war, in der dunklen Nacht. Selbstverständlich ohne Beute. Das war nicht sein Ziel. Malte Borchardt war Planenschlitzer, eigentlich gelernter Finanzsachbearbeiter, aber sein Hobby nahm ihn ganz in Anspruch. Wie gut, dass seine Frau Moni eisern zu ihm stand und volles Verständnis hatte für seine klandestine Leidenschaft, aber schließlich ritt sie als Gullydeckeldiebin selbst ein sehr ausgefallenes Steckenpferd. Gern wäre Malte Borchardt auch Dunstabzugshaubenprüfer geworden – privat wie dienstlich. Denn er liebte es, altes Fett aus engen Ritzen herauszukratzen, fast noch mehr, als in der Dunkelheit hinter aufgeschlitzten Planen auf immer neue Überraschungen zu stoßen. Doch nicht jeder kann sein Hobby zum Beruf machen.
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