Das Wetter: Das Vorstellungsgespräch:
Mechthild Weishaupt blickte sich um und sah nichts, rein gar nichts. Sie war keineswegs blind. Ihre Augen funktionierten sogar ganz hervorragend. Aber die Welt um sie herum war wie leergesogen. Es existierte nur noch das Nichts. Es gab keine Farben, keine Gegenstände, keine Menschen. Wobei, da doch einer war. Mechthild Weishaupt gegenüber saß Klaus-Werner Reißmann-Wittig. Sie spürte lediglich, wie er gar nicht weit entfernt von ihr vorhanden war. Wirklich wahrnehmen konnte sie ihn erst, als er sich zu ihr herüberbeugte und ihr ins Ohr flüsterte, dass er sich ein Vorstellungsgespräch immer anders vorgestellt hätte. Urplötzlich konnte sie wieder sehen, wollte es jedoch lieber nicht mehr. Denn Klaus-Werner Reißmann-Wittig war vollkommen nackt. Und sie selbst auch, wie sie erstaunt feststellte, als sie an sich herabsah. Als Personalchefin! Was für ein Albtraum! Und als sie das erlösende Wort endlich anflog, erwachte Mechthild Weishaupt grimmig lächelnd. Klaus-Werner Reißmann-Wittig nackt! Ein echter Nachtmahr.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen