Das Wetter: Das Experiment:
Neunzehn Jahre hatte Professor Arkadius Gruhl sein Experiment geplant und vorbereitet. Nun ging er ein letztes Mal die Versuchsanordnung durch, strich über die gläsernen Leitungen und silbernen Rohre, überprüfte Dichtungen und Gefäße, beäugte die verschlungene Konstruktion, die das Labor bis unter die Decke ausfüllte. Noch eine Minute. Die Zeit schien stillzustehen. Die brandroten Haare seiner Assistentin Svenja knisterten vor Spannung. Die blutjunge Laborantin wischte sich eine Träne aus dem Auge. Jetzt gab Professor Gruhl das Zeichen. Sie zündete den Brenner. „Wusch“, fauchte die Flamme. Und dann geschah nichts, lange nichts. Kein Zischen, kein Knallen, keine Explosion. Regungslos verfolgte der Professor das Experiment. Svenja zitterte ein wenig. Doch da – ein Gurgeln, Brizzeln! Es knarzte gewaltig. „Hejaaa!“, rief Svenja erleichtert und fiel dem glasig lächelnden Professor um den Hals. Gruhl griff beherzt zu und schnappte sich die beiden Tassen, um ihnen den ersten Filterbohnenkaffee der Welt einzuschenken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen