: Das Vox-Karussell
■ Schon wieder ein Gesellschafter- wechsel: US-Bank steigt aus, Canal+ ein
Die Geduld der nordrhein- westfälischen Landesanstalt für Rundfunk mit Vox ist ja bekanntlich grenzenlos. Doch langsam dürfte auch ihrem Chef Norbert Schneider der Kragen platzen. Unmittelbar vor der Sitzung des Länderausschusses, der endgültig über die Vox-Lizenz beraten wollte, teilte der Sender am Dienstag nachmittag mit, man wolle einen neuen Partner anmelden: Canal+, das französische Pay-TV-Unternehmen, mit dem Bertelsmann schon durch einen Kooperationsvertrag verbunden ist.
Schon den ganzen Sommer über waren den Medienwächtern immer wieder neue Gesellschafterstrukturen vorgestellt worden. Die CLT stieg aus, Disney nicht, wie geplant, ein. Statt dessen kam Rupert Murdoch, der gleich 49,9 Prozent übernahm, und das noch offene Viertel der Anteile (24,9 Prozent) schanzte Bertelsmann der US-Bank Goldman & Sachs zu – gegen heftigen Protest von Focus- Chef Helmut Markwort, der sie gerne für Burda gekauft hätte, um sein eigenes Focus-TV zu starten.
Gerüchte, die an schnellen Gewinnen interessierte Bank Goldman & Sachs würde nur als Treuhänder für Bertelsmann agieren, dementierte deren Vorstandsvorsitzender Mark Wössner zwar heftig, gab aber zu, man habe sich ein Vorkaufsrecht einräumen lassen („Call-Recht“). Das scheint in Wahrheit zwischen den Partnern strittig gewesen zu sein, so daß jetzt die Banker wieder ausstiegen und Canal+ ein. Die Düsseldorfer Medienwächter unterbrachen daraufhin indigniert ihre Beratungen und stellten „zusätzlichen Beratungs- und Prüfungsbedarf“ fest. Am 27.Oktober will man das Ergebnis bekanntgeben. MR
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen