: Das Universum der Brillenträger
■ Die Rentals zwischen New-Wave-Revival und Einfachheit
Die Plattenfirma spricht von Pop-Trash, verspricht „manische Moog-Sounds“ und „fantastisches Feedback“. Promoeuphorie war schon immer mit Vorsicht zu genießen, und erst recht bei den Rentals, von denen hier die Rede ist und die mit The Return of the Rentals nicht etwa ihr Comeback, sondern ihr Debut feiern.
Unbekannte Größen sind die Musiker fast alle nicht. Matt Sharp, ursprünglich Bassist bei Weezer, lud unter anderem Petra und Rachel Haden von That Dog (vielleicht noch eher bekannt als Töchter des Jazzvirtuosen Charlie Haden), um – so könnte man annehmen – Songs aufzunehmen, die er bei Weezer nicht unterbringen konnte. Doch auch Namedropping hilft manchmal nicht viel weiter, wenn man bei einem neuen Projekt vergeblich nach etwas Eigenständigem oder Interessantem sucht. Denn nicht nur aufgrund der durchgängig simplen Songstruktur und den dominanten Moogs klingen die Rentals doch wie eine New-Wave-Band, die sich unglücklicherweise erst in den 90er Jahren getroffen hat. Wenn sich Matt Sharp in seinem selbst verfaßten Info für seine vielleicht nicht so originellen Texte entschuldigt, fielen diese gar nicht so ins Gewicht, wenn man nicht gleichzeitig spätestens nach dem dritten Song das Gefühl haben würde, den Rest der Platte schon zu kennen.
Der Sänger und Bassist der Rentals selbst sieht das gegenüber der taz hamburg nicht so. „Ich glaube nicht, daß wir wie die 80er Jahre klingen. Wir sind davon beeinflußt, aber ich denke, wir haben dennoch eine neue Platte gemacht. Wir versuchen nicht, etwas zurückzuholen, das Revival von New Wave zu sein, sondern einfach Songs zu schreiben, die so klingen, daß sie uns selbst gefallen.“ Selbst Petra Hadens Violinen ändern nichts an dem etwas sterilen Eindruck, den die Musik der Rentals hinterläßt. Die weiblichen Background-Vokals klingen konstruiert und manchmal zu sehr vom Blatt gesungen. Und bei dem Versuch, seine Musik zu beschreiben, greift Sharp auf Elemente zurück, die sich in den Songs gar nicht wiederfinden lassen, denn „aggressive Drums“ oder „heftige Gitarren“ sind schlichtweg nicht auszumachen. Den minimalistischen Stil, den Bands wie Stereolab weitaus einfallsreicher dazu benutzen, um ihren ganz eigenen Sound zu kreieren, sieht Sharp lediglich als Ausgangspunkt.
„Ich denke, es ist gut, einfach anzufangen und langsam darauf aufzubauen, anstatt zu schnell experimentell zu werden. Alle guten Bands wie die Beach Boys oder die Beatles fingen mit einfachen, minimalistischen Songs an und wurden im Laufe der Zeit experimenteller.“ Ob die Rentals die zweiten Beatles werden, bleibt natürlich abzuwarten, wenn auch Matt Sharp, mit zugegeben ironischem Unterton, die Prognose wagt, berühmter als Oasis zu werden. Doch während es nicht nur im Vereinten Königreich fast unmöglich geworden ist, einen Tag ohne Oasis zu verbringen, werden wohl erst mal noch einige Tage ohne die Rentals ins Land gehen.
Nicole Plojetz So., 31. März, 21 Uhr, Knust
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