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„Das Thema Gewalt enttabuisieren“

■ Der Verein „Danach“ plant eine Klinik für Kriegs- und Gewaltopfer Von Silke Mertins

Eine Spezialklinik für Gewaltopfer will der Verein „Danach e.V.“ am Rande von Hamburg aufbauen. In einem umgebauten Hotel sollen von Folter, Krieg, sexueller Mißhandlung und Vergewaltigung traumatisierte Menschen therapeutische Hilfe finden.

„Das besondere an unserem Konzept ist, daß non-verbale Verfahren und verschiedene Therapieansätze berücksichtigt werden“, sagt die Initiatorin von „Danach e.V.“, die Hamburger Psychologin Gisela Bodzin.

Eine stationäre Rehabilitationsklinik wäre in seiner Art einzigartig in Deutschland. „Bisher gibt es nur ambulante Hilfe für Gewaltopfer“, so Bodzin, „aber für viele Betroffene ist es wichtig, eine Zeitlang Verantwortung und Kontrolle abzugeben und sich versorgen zu lassen.“

Die Einsicht, daß von Gewalt traumatisierte Menschen besonderer Kliniken bedürfen, hat im benachbarten Ausland und den USA schon lange zu Spezialkliniken geführt. In Holland wurde bereits nach dem Zweiten Weltkrieg stationäre Hilfe für KZ-Überlebende und deren Angehörige eingerichtet.

„Wenn den Opfern nicht geholfen wird, werden sie bedauerlicherweise häufig immer wieder zu Opfern oder, was schwerer wiegt, sie werden selbst zu Tätern“, warnt das Konzeptpapier von „Danach“.

Diesen Kreislauf zu durchbrechen und den Traumatisierten in verbaler oder non-verbaler Form zur psychischen Verarbeitung ihrer Erlebnisse zu verhelfen, haben sich die 120 Mitglieder des Fördervereins „Danach“ vorgenommen. Finanziert werden soll die Erstausstattung der Klinik durch Spenden. Die laufenden Kosten können – nach erfolgreichen Verhandlungen mit den Krankenkassen – mit Pflegesätzen bestritten werden.

„Ein anderes wichtiges Standbein soll die Fortbildung von TherapeutInnen sein“, sagt Bodzin. „Ich habe immer wieder feststellen müssen, daß das Thema Gewalt auch von Psychologen häufig tabuisiert wird.“

Kein Wunder, denn in der Ausbildung von PsychologInnen und TherapeutInnen wird kaum darauf eingegangen. Doch das könnte sich bald ändern: „Es soll ein Netz von niedergelassenen Fachleuten in ganz Deutschland aufgebaut werden“, so das Konzept. „Hier können dann die Patienten an ihrem Wohnort Hilfe finden, vor, anstelle oder nach einem Klinikaufenthalt.“

Die Vorbereitungen für den Aufbau einer Spezialklinik laufen auf Hochtouren. Das Klinikteam sei vollständig, ein geeignetes Gebäude am Rande eines Naturschutzwaldes an der Elbe ist ebenfalls gefunden. „Sobald die Kassen der Kostenübernahme zustimmen, soll der Hotelumbau starten“, so Bodzin. Und mit einer Einigung wird noch in diesem Jahr gerechnet.

Wer Fördermitglied oder großzügiger Sponsor werden möchte: Kontakt über Gisela Bodzin, Telefon 040/390 27 36.

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