Das Teeni-Team vom VfL Sindelfingen: „Abstieg ist keine Katastrophe“
Niko Koutroubis, Trainer des VfL Sindelfingen, beteuert zum Saisonstart, er wolle mit seinem Teenager-Kader die Ergebnisse „so fußballerisch wie möglich“ halten.
taz: Herr Koutroubis, Sie haben jüngst gesagt, dass Sie für die kommende Bundesligasaison beim VfL Sindelfingen nur über drei bundesligataugliche Fußballerinnen verfügen. Eine davon, Natalia Mann, ist vor wenigen Tagen erst auch noch zur Konkurrenz nach Essen gewechselt. Was nun?
Niko Koutroubis: Sie hat immer angedeutet, dass sie unseren Kader für viel zu jung hält und dass sie sich so nicht weiterentwickeln kann. Das macht es für uns jetzt natürlich noch deutlich schwieriger.
Der VfL Sindelfingen war vergangene Saison schon abgestiegen und ist nur aufgrund des Lizenzentzugs von Bad Neuenahr noch dabei.
Aus dem Team haben uns dann sieben, acht Spielerinnen verlassen. Verstärken konnten wir uns quasi nicht. Wir haben aktuell zwölf Jugendspielerinnen im Kader und sieben davon könnten eigentlich noch in der B-Jugend spielen. Die sind noch nicht einmal 17 Jahre alt.
Vom DFB bekommt jeder Verein immerhin 180.000 Euro TV-Gelder. Warum müssen Sie jetzt mit einem nicht konkurrenzfähigen Teenie-Team antreten?
Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Da müssen Sie den Vorstand fragen. Für die Entwicklung der Spielerinnen wäre die zweite Liga besser. Andererseits sind die 180.000 Euro natürlich wirtschaftlich wichtig für den Verein. Und wir wussten erst acht Tage vor Transferschluss, dass wir doch in der ersten Liga bleiben. Da waren viele Spielerinnen schon unter Vertrag.
44, schaffte mit dem VfL Sindelfingen bereits 2005 den Aufstieg in die Erste Liga und verließ den Verein. Im Jahre 2008 kehrte der Deutschgrieche zurück und stieg mit dem Team 2012 erneut auf.
Was ist mit denen, die noch zur Verfügung standen?
Es ist natürlich schwierig. Es kommen keine Spielerinnen nach Sindelfingen, wenn sie den unerfahrenen Kader sehen.
Rechnen Sie nun mit einem Debakel nach dem anderen?
Man geht ja eigentlich in ein Fußballspiel, um es zu gewinnen. Und ich kann versprechen, dass die Mannschaft alles geben wird. Wie gut uns das gelingt, kann ich natürlich noch nicht sagen. Ich hoffe, dass die Spielerinnen sich so schnell wie möglich weiterentwickeln.
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Wenn das nicht gelingt und sie oft zweistellig verlieren, ist das imageschädigend für die Liga.
Diese zweistelligen Ergebnisse sind natürlich eine Katastrophe. Deshalb habe ich auch gesagt, dass wir die Ergebnisse so fußballerisch wie möglich halten wollen. Wenn es ein 1:4 oder ein 0:4 ist, dann ist es noch ein Fußballergebnis.
Eine 0:4-Niederlage werten Sie in dieser Saison als Erfolg?
Das hört sich jetzt doof an. Wir sind eben in einer schwierigen Lage. Vor allem am Anfang wird sich die Mannschaft schwertun.
Welche Ziele verfolgen Sie in dieser Saison?
Ich möchte die Mannschaft weiterentwickeln. Ein Abstieg ist kein Beinbruch. Dann werden wir fast alle mit dieser Erstligaerfahrung halten können, die gehen ja alle noch in die Schule. Vielleicht können wir dann in der Zweiten Liga oben mitspielen.
Vom Abstieg gehen Sie sicher aus?
Das will ich nicht sagen. Man hat es immer wieder erlebt, dass der Sport ganz komische Geschichten schreibt.
Im Falle von Sindelfingen ist da aber jetzt viel Fantasie gefragt.
Das wäre schon ein Fußballwunder.
Was müsste anders gemacht werden, um dieses Leistungsgefälle in der Frauen-Fußballbundesliga zu verhindern?
Zuerst einmal stehen die Vereine selbst in der Verantwortung. Wir haben ja eine Wirtschaftsregion in Sindelfingen. Irgendwie interessiert sich keiner für den Frauenfußball. Wir müssen da mehr ins Marketing gehen. Uns fehlen nur auch die Leute dazu.
Ihre Selbstkritik ist ehrenhaft. Andererseits haben Sie es zunehmend mit Konkurrenten wie Wolfsburg, dem FC Bayern, Freiburg und nun dem Aufsteiger Hoffenheim zu tun, die auf ihre Männerprofistrukturen zurückgreifen können.
Das sind sicherlich die Vereine, die sich in den nächsten Jahren dauerhaft oben halten werden. Vereine wie Sindelfingen und Cloppenburg müssen immer auf den großen Hauptsponsor hoffen. Springt der ab, fällt alles wie ein Kartenhaus zusammen.
Was kann man dagegen tun?
Wir haben schon vor acht Jahren versucht, uns dem VfB Stuttgart anzuschließen. Wir hätten da ganz andere Möglichkeiten. Schon allein wegen dem Namen. Ich weiß, Leonie Maier, unsere Exspielerin [Nationalspielerin und Europameisterin 2013; die Red.], hat immer gesagt: Wenn ihr VfB Stuttgart heißt, werde ich zurückkommen. Der VfB ist ihr absoluter Traumverein. Bei Kim Kulig verhält es sich ähnlich.
Woran scheiterte der Anschlussversuch?
Irgendwie ist das Interesse nicht da. Das muss man aber auch respektieren.
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