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Archiv-Artikel

Das Straßenbild

Die ReklamerezensionHeute: Sag doch einfach Ja!

Ja! Da, ein fast lustiges Plakat! Stellen Sie sich vor, die Prinzen als Rentner. Sind die doch schon längst, werden Sie einwenden. Das war doch etwa 20 Jahre her, als die mit dem Rockruheständler Lindenberg durch die Landen tourten. Und nun hat man sie für diese nette Werbung angeblich auf alt geschminkt. Viel war da vom Maskenbildner an handwerklichen Künsten nicht verlangt. Wenn man versucht hätte, bei Daniel Küblböck aus Pubertätsakne Warzen und Runzeln zu zaubern, das wäre erheblich schwerer gewesen. Aber so, eigentlich nur halblustig.

Wäre da nicht dieser semantische Kunstgriff, diese wundervolle Wortneuschöpfung „Jazubi“. Es mag ein paar vereinzelte Ausbildungsplätzchen im Lande zu wenig geben. Gemach, gemach. Eine bundesweite Plakataktion der Bundesanstalt schafft Abhilfe. Kaum ist aus einem Lehrling ein Jazubi geworden, bilden alle Betriebe wie bekloppt aus. In manchem Supermarkt klappt das doch auch. In allen Regalen stehen diese lebens- und konsumbejahenden JA!-Produkte. Im Kleingedruckten kann man dann mit Brille noch nachlesen, ob es sich um Kaffee, Scheibenkäse oder Klopapier handelt. Auf jeden Fall wird das Zeug gekauft, vielleicht genau wegen dieser zwei Buchstaben.

Und die Benutzung des Wortes „Ja“ könnte man doch auch ausdehnen. 4.000.000 Jarbeitsplätze sind schnell gemacht. Und zu einer Jagenda 2010 müsste kein Parteitag gefragt werden. Dessen Votum klingt ja schon im Namen mit. Der Jartenschutz würde sogar den Schreberverein Köln-Nippes begeistern. Die Leute dort mit ihrem Kappes-Deutsch auf der Zunge und im Ohr verstünden etwas, wofür sie allemal wären. Jarmenia Bielefeld könnte wegen seines Vereinspatrons nie mehr absteigen. Bundeswehreinsätze in Jafghanistan, wer wäre dagegen? Und bei der nächsten Bundestagswahl hieße die Spitzenkandidatin, na klar, Jangela Merkel. LUTZ DEBUS