: Das Straßenbild
Die Reklamerezension. Heute: Triumph-BHs
Was will uns dieses Reklameplakat sagen? Also, man(n) guckt natürlich zuerst nach links. „Hey, Baby, nimm mich, ich bin frisch geduscht“, fordert Modell Rossina (siehe Kleingedrucktes am unteren Plakatrand) mit breitem Julia-Roberts-Grinsen und Handtuchturban. Aus einem Hauch weißer Spitze (gibt’s übrigens bis Cup C) quellen verführerisch die Neunziger-Brüste, praller Gegensatz zur zarten Sechziger-Taille. Erregung pur!
Aber dann, der Blick schweift nach rechts – autsch!!! Willkommen in der Realität. Der einzige, grellrote Farbtupfer im schwarzweißen Hintergrund verrät die Quelle des Werbeübels. Die drei Symbole darüber erinnern an nützlich-lästige Waschzettelchen, die manchmal ganz unschön aus dem Pullikragen herausragen oder unangenehm am Rücken kratzen. Fernseher und Puschen sind dick durchgestrichen, Stöckelschuhe scheinen dagegen erlaubt.
So, jetzt die intellektuelle Höchstanstrengung für die männlichen Spatzenhirne: linke und rechte Plakathälfte sinnvoll zusammensetzten. Grübel- grübel, ratter-ratter. Das Ergebnis: Der „Miederwarenhersteller“ Triumph möchte, dass die nie alternde, chronisch gut gelaunte Generation-Golf-Tussi seine Reizwäsche nur, aber wirklich nur mit Stöckelschuhen kombiniert. Sich in Puschen und Triumph gemütlich vor dem Fernseher zu räkeln ist dagegen weder sexy noch lady-, pardon!, Triumph-like. So weit der männliche Gedankengang.
Die Normalfrau denkt einige Gehirnwindungen weiter und stellt fest: Das BH-Werbeplakat richtet sich eindeutig an die männlichen Urtriebe und löst bei uns Frauen garantiert kein Kaufbedürfnis aus. Tja, Pech gehabt, Triumph! SANDRA SACHS
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