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■ Das PortraitMatthias Wissmann

Bonn (taz) – Schon 25 Jahre lang ist der 43jährige Matthias Wissmann CDU-Mitglied. Sein Pech. Hätte er sich als Gymnasiast nicht für die Junge Union, sondern für die FDP entschieden, wäre er heute wahrscheinlich Wirtschaftsminister. So blieb ihm der liberale Erbhof versperrt, und er avanciert nach zehn Jahren als wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU- Fraktion bloß zum Forschungsminister. Wissmann ist einer jenen Polit-Yuppies, die in beide Parteien gleichermaßen passen. Er gilt als gesellschaftspolitisch freisinnig und marktgläubig. Die in Deutschland lebenden Ausländer sieht er als „Bereicherung“. Eine Annäherung der CDU an die Reps lehnt er ab. Sein Glaube an die heilenden Kräfte des freien Marktes bewog ihn im Jahr 1990 zu der Prognose, in der ehemaligen DDR seien nun „die Weichen für ein zweites Wirtschaftswunder gestellt“. Als sich die Wirtschaft im Osten nicht nach dieser Prognose richtete, setzte er sich relativ früh für Steuererhöhungen ein – und neuerdings, wie sein Kanzler, gegen den „Wildwuchs im sozialen Bereich“. Von einem Forschungsminister Wissmann fürchten manche, daß er die zarten industriepolitischen Ansätze eines Heinz Riesenhuber ohne viel Federlesens der Marktideologie opfert. Freilich waren von Wissmann in der Vergangenheit auch Plädoyers für eine „ökologisierte Marktwirtschaft“ zu hören. Der Christdemokrat will erneuerbare Energien stärker fördern, aber auch den Einsatz moderner Atomkraftwerkslinien forcieren, wie sie Siemens und Framatom zur Zeit entwickeln. Die neuen Meiler, wünscht er sich, könnten „risikobehaftete Anlagen“ noch in diesem Jahrhundert ersetzen.

hier Foto Nr. 5

Foto: Sagorski/Diagonal

Bislang hat Wissmann die üblichen Karrierestationen eines Polit-Profis durchlaufen: Jurastudium, Assistent einer CDU-Abgeordneten, 1973 bis 1983 Chef der Jungen Union und seit 1976 direkt gewählter Bundestagsabgeordneter seines bei Stuttgart gelegenen Wahlkreises Ludwigsburg. Daß Wissmann 1983 wegen der Hinterziehung von Wahlkampfkosten zu knapp 11.000 Mark Geldbuße verurteilt wurde, gehört bei solch einer Laufbahn wohl dazu. Schon eher außergewöhnlich, daß der künftige Forschungsminister mit dem HC Ludwigsburg mehrmals württembergischer Meister im Feldhockey war und noch als JU- Chef in der Feldhockey-Bundesliga spielte. Hans-Martin Tillack

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