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■ Das PortraitKarl-Heinz Funke

Zu Hause ist er oben an der Küste, in der direkt am Jadebusen gelegenen Gemeinde Dangast, die zur Stadt Varel gehört. Natürlich ist Karl- Heinz Funke Bauer, hat vor gut 10 Jahren den elterlichen Hof übernommen, und auch sonst scheint er genau nur das mitzubringen, was man als niedersächsischer Minister für Borstenvieh und Zuckerrüben braucht. Äußerlich verfügt Funke über eine gewisse Korpulenz, hat ein glattes Gesicht und ordentlich gescheiteltes Haar, was den 48jährigen etwas älter und gesetzter erscheinen läßt. Selbstverständlich vermag er in Versammlungen wahlweise Platt oder Hochdeutsch zu sprechen. Wenn er auf Ausstellungen von Stand zu Stand ziehen muß, trinkt er am liebsten den einen oder anderen Korn mit. Auch seine auf den ersten Blick nur ruhige Art paßt genau in das geläufige Bild des etwas dickschädeligen bodenständigen Norddeutschen. Unter den niedersächsischen Landwirten war Funke bisher so etwas wie ein Star. Er hat einen trockenen, manchmal auch derben Humor, schlüpft vor Publikum gern in die Rolle des Alleinunterhalters, und daß er bei seinen Späßen auch junge Frauen mit Spargel vergleicht, hat ihm bei seiner Klientel keineswegs geschadet.

Gebeutelt von der Schweinepest... Foto: Archiv

Dies alles ist zum Teil auch Selbstinszenierung. Funke ist zwar einst über die Kommunalpolitik in den Landtag gekommen, wurde schon 1981 Bürgermeister der Stadt Varel, war aber auch schon vorher nicht nur Landwirt. Als Oberstudienrat an der Berufsschule seiner Heimatstadt bildete er Landwirte aus. Studiert hat er neben Agrarwissenschaften auch Germanistik und Geschichte. In der schöngeistigen Literatur ist er genauso zu Hause wie in der Bibel und den Werken von Karl Marx.

Agrarpolitisch setzt Funke auf extensive Bewirtschaftung anstelle der Stillegung von immer mehr Flächen. Er will nicht immer weniger und größere Agrarfabriken, sondern möglichst viele Höfe, damit die bäuerliche Kulturlandschaft erhalten bleibt. Bei der Schweinepest hat sich Funke allerdings gründlich verrannt. Daß er der Europäischen Union immer wieder eine falsche Seuchenbekämpfung vorgeworfen hat, daß er nur das Impfen für richtig hielt, hat bei den Schweinemästern sehr wohl die Neigung gefördert, ihre Tiere aus den Sperrzonen herauszuschleusen. Am Ende sind es nun vor allem die kleinen Landwirte mit der dünnen Kapitaldecke, die ein halbes Jahr Seuche und die Handelssperre kaum überleben können. J. Voges

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