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Das PortraitReich mit Knutschen

■ Summer Redstone

Sumner Redstone, Geschickter Käufer und Medienboß Foto: AP

Sumner Redstone war eigentlich nur ein guter Anwalt. Er wurde als Sohn jüdischer Einwanderer 1923 in Boston geboren, schaffte den Abschluß an der Renommieruniversität Harvard, wechselte in das Justizministerium in Washington und dann in eine florierende Kanzlei. Seine Karriere im Gerichtsaal war aber schlagartig beendet, als sein Vater starb: Er erbte eine Kette von Autokinos. Der Junior möbelte die Drive-in-Knutschstationen auf, expandierte stark und verdiente richtig gutes Geld damit; 1995 hatte seine National Amusements Incorporation 855 Kinos.

Geschickt kaufte Redstone über drei Jahrzehnte hier und da Unternehmen der Medienbranche, so zum Beispiel 62 Prozent der vor sich hin dümpelnden Kabeltochter des Fernsehriesen CBS, Viacom. Viacom nennt inzwischen den renommierten Buchverlag Simon& Schuster, Produktionsfirmen, einen Riesenbestand an Spielfilmen und schwülstige Fernsehserien sein eigen.

Die Perle im Medienreich von Redstone aber ist MTV, einer der profitabelsten Fernsehkanäle der Welt mit rund 250 Millionen Zuschauern. Den defizitären Sender kaufte Redstone 1985 von Warner Commiunications. Er erkannte damals, daß nun die Musikclips von Stars und Sternchen eine große Anziehungskraft auf Teenager und damit auch die gewinnbringende Werbebranche ausübten – genauso wie Autokinos und Rücksitze in den Fünzigern. Nun trohnt der rüstige Alte über den Zeichentrick- Fieslingen Beavis und Butthead und betrachtet seine gefüllten Kassen.

Den Geldspeicher brauchte Redstone 1994, als er in einem Doppelschlag zu einem der weltgrößten Medienzaren aufstieg: Im Februar kaufte er für angeblich 10 Milliarden Dollar drei Viertel der Aktien der berühmten Paramount-Studios in Hollywood. Kurze Zeit später die riesige US-Kette Blockbuster mit 4.000 Videoshops und knapp 550 Musikläden. Nur Time-Warner und Bertelsmann machten damals mehr Umsatz als seine Amusement Incorporation.

Privat ist er seit 1947 mit Phyllis Gloria Raphael verheiratet und gibt als spektakuläres Hobby das tägliche Treten auf seinem Hometrainer an. Gelassen erzählt er nach all seinen Erfolgen schon mal die Anekdote, wie er 1979 bei einem Hotelbrand in Boston schwer verletzt wurde, aber trotzdem überlebte: Er stand außen auf dem Sims und hielt sich nur noch mit einer Hand am Fenster fest. rem

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