: Das Krokodil vom Nil
Zufrieden schläft am Rand des Nil
Ganz selbstbewußt ein Krokodil.
Die Sonne brennt ihm auf dem Rücken,
Das Krokodil spürt's mit Entzücken.
Es träumt und döst und übersieht
Was alles drumherum geschieht.
Ein Leichtsinn, welcher dann und wann
Sich auch bei Echsen rächen kann.
Denn schon naht voller Ungestüm
Ein Mohr und sieht das Ungetüm.
Nach einem hocherfreuten Blick
Holt er ein Netz, das mit Geschick
Dem Krokodil wird umgehangen,
Um es vollständig einzufangen.
Kaum ist die Schandtat absolviert,
Da lacht der Mohr ganz ungeniert.
Das Krokodil, noch traumverloren,
Es traut kaum seinen scharfen Ohren.
Dann, ohne Hast und selbstvergessen,
Beginnt es, das Netz aufzufressen.
Nach Abschluß dieser Prozedur
Schläft's grinsend ein als wie zuvor.
Der Mohr indes bedauert's tief
Und denkt bei sich, das ging wohl schief.
So endete dereinst am Nil
Die Hetzjagd auf ein Krokodil.
Matti Lieske
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