: Das Kreuz mit dem Verdienst
Die Anrede lautet zwar immer noch „sehr geehrter Herr Janssen“, doch genau das will er nicht mehr sein: Gerold Janssen, Umweltschützer und Ex-Bundesverdienstkreuzträger, ist die Ehrung jetzt endgültig los. Janssen, der im Januar wegen des Baubeginns auf dem Gelände Uni-Ost wütend dem damaligen Umweltsenator Ralf Fücks sein Verdienstkreuz vor die Füße warf, hat einen letzten Beschwichtigungsversuch des Bundespräsidialamtes abgewiesen: „Ich werde meinen Beschluß zur Rückgabe des Verdienstkreuzes nicht ändern. Ich will kein ordensdekorierter Repräsentant für den Umweltschutz in dieser Republik sein, solange deren Politik sich in Lippenbekenntnissen erschöpft.“
Die Auszeichnung war Janssen Anfang 1993 von Fücks übergeben worden (siehe Foto), um die umweltpolitische Arbeit und das demokratische Engagement des Hollerland-Kämpfers zu ehren. Janssen hatte die Auszeichnung nur mit Skrupeln angenommen, unter anderem, weil er sich damit in eine Reihe mit „Nazis, Kriegstreibern und Wirtschaftsbonzen“ stellte, die „die Auszeichnung weniger für irgendwelche Verdienste als fürs Verdienen bekommen haben.“ An Ralf Fücks, dem Janssen bei der Frage der Bebauung und Rodung des Uni-Ost-Geländes Verrat an grünen Positionen vorwarf, hatte er das Verdienstkreuz schließlich auch zurückgegeben.
Aus der Ordenskanzlei des Bundespräsidialamtes kam dann ein Brief an Janssen, ob er sich das mit der Rückgabe nicht noch einmal überlegen wolle: Schließlich habe nicht Senator Fücks ihm den Orden überreicht, sondern der Bundespräsident – und diese Anerkennung solle bitteschön nicht als „Mittel der politischen Auseinandersetzung verwendet werden.“
Das sieht Janssen anders: Fücks sei zwar der Adressat seines emotionalen und hilflosen Protestes gewesen, schrieb Janssen jetzt nach Bonn, doch „die wahren Ursachen sind viel umfassender und die Schuldigen zahlreicher“. Mit Fücks hat er sich wieder einigermaßen vertragen, mit dem Orden nicht: Allzu sehr fühle er sich dadurch als Feigenblatt für eine zerstörerische Umwelt- und Wirtschaftspolitik in Bremen und Deutschland mißbraucht.
bpo/Foto: Oberheide
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