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Das Kapital lockt

■ Auf Finanzmessen buhlt die Geldbranche um Minikapitalisten. Denn den Börsen fehlen die Aktionäre, während das Geld auf konventionellen Sparbüchern zinsarm vor sich hin dümpelt

Auf Finanzmessen buhlt die Geldbranche um Minikapitalisten. Denn den Börsen fehlen die Aktionäre, während das Geld auf konventionellen Sparbüchern zinsarm vor sich hin dümpelt.

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ährend eine Vielzahl westdeutscher Sparer auf bestem Wege sind, zu Minikapitalisten heranzureifen, stöhnen die Wertpapierbörsen, daß es zuwenig Aktionäre in Deutschland gibt. Die „börsennotierte“ Anlage als Sparform sei eben noch zu wenig bekannt, meint die Branche. Doch rechtzeitig kommt Hilfe: Die bundesdeutschen Messemanager stürzen sich auf die Sparer und locken sie in die Messehallen. Dort soll dann dem Bürger auf dem schwierigen Pfad der gewinnbringenden Kapitalanlage heimgeleuchtet und er zum überzeugten Aktionär bekehrt werden.

Gleich vier deutsche Messegesellschaften konkurrieren um die Gunst der Anleger. In Düsseldorf, Frankfurt, Berlin und Hamburg polieren sich die Handelsplätze als Hort des Mammon auf. Den Aktiengesellschaften kann es nur recht sein. Sie haben sich ohnehin neuerdings die Pflege ihrer Aktionäre auf die Fahnen geschrieben. Der Anteilseigner lebt eben nicht von der Dividende allein, wissen viele großen Publikumsgesellschaften und haben entsprechend die über Jahre gepflegte zugeknöpfte Publizitätstrategie gelockert. „Investors Relations“ heißt nun das Losungswort, das die gesamte Kommunikation umfaßt, die zielgerichtet auf die Geldgeber der Gesellschaften zugeschnitten ist.

Als erste konnte die Messe Düsseldorf einen Erfolg auf der Habenseite für sich verbuchen: Im Spätsommer 1990 kamen zur ersten „Internationalen Aktionärsmesse“ (IAM) an drei Tagen rund 18.000 Besucher in die Hallen. Dabei präsentierten die Düsseldorfer das Thema auf einer breiten Palette. Die Aspekte des Aktiensparens wurden von 64 Ausstellern — meist große Publikumsgesellschaften, aber auch Organisationen wie der „Arbeitskreis Aktie“ — in Vorträgen und Diskussionen beleuchtet. Im August 1992, so die Messe, soll das Projekt seine Fortsetzung finden.

Zeit genug also für die Mitbewerber, bis dahin ihr eigenes Modell zu präsentieren. Die Hansestadt Hamburg lockte im April mit der „Finanzexpo“. Hier lag der Schwerpunkt weniger auf der Präsentation der Aktiengesellschaften, sondern auf der allgemeinen Finanz- und Anlageberatung.

Die Berliner Messe verfolgte mit ihrer „Geld plus“ im Juni ein ähnliches Konzept. Doch kurzfristig hat die Veranstalterin, die Berliner Messegesellschaft, die Finanzmesse verschoben. Als Begründung gab sie an, daß kommerzielle Aussteller wie Banken und Versicherungen nur wenig Interesse an der Finanzmesse gezeigt hätten. Der Bundesverband Finanzdienstleistungen, der die Verschiebung als Absage sieht und dagegen heftig protestierte, wird seinen parallel zur „Geld plus“ geplanten Kongress „Neue Tendenzen in den Finanzdienstleistungen“ dennoch stattfinden lassen.

Im November will dann Deutschlands Finanzplatz Nummer 1 ins Rennen gehen. Die „Investment '91, die Aktien- und Finanzmesse für den privaten Kapitalanleger“ in Frankfurt/ Main, hat es dabei auf den kapitalkräftigen privaten und institutionellen Anleger abgesehen. Schulklassen mit den Aktionären von morgen, wie sie sich in Düsseldorf unter die Banker gemischt hatten, gehören in der Mainmetropole nicht zur Zielgruppe.

Der Überzeugungsfeldzug, in den die Messen gezogen sind, verspricht eine gute Verzinsung: Zwar sitzt die Bundesrepublik mit etwa 3,5 Millionen Aktionären bei jetzt rund 80 Millionen Einwohnern im internationalen Vergleich auf der Hinterbank — Großbritannien (rund 57 Millionen Einwohner) weist immerhin 12 Millionen Anteilseigner auf, Frankreich 9,5 (56 Millionen) und Japan 22 Millionen (122 Millionen Einwohner). Aber die Schar der westdeutschen Minikapitalisten hatte bereits zu Beginn des Jahrzehnts drei Billionen DM auf der hohen Kante, bis zum Jahr 2000 sollen es sogar fünf Billionen sein. Damit säße dann statistisch (!! leider nur statistisch, die Red.) jeder Haushalt auf einem Geldvermögen von 200.000 DM. Und an diesem Kuchen lohnt sich das Naschen für viele. Hans-Peter Hagemes/dpa/taz

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