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Das Immunsystem überlisten

■ Erstmals gelang es, mit künstlichen Antikörpern eine Immunantwort auszulösen

Künstlich hergestellte Antikörper waren bisher wenig erfolgreich bei der Bekämpfung von Krankheiten. Es gelang ihnen nur, Fremdstoffe und Krankheitserreger zu erkennen. Eine Immunantwort, die den Eindringling zerstört hätte, konnte mit ihnen nicht ausgelöst werden. Laut New Scientist ist es britischen Wissenschaftlern nun zum ersten Mal gelungen, vollständig wirksame Antikörper gentechnisch herzustellen.

In ihrer Form erinnern Antikörper an ein Y. Die beiden Arme erkennen die Antigene, jene Moleküle also, die ein Bakterium oder ein Virus auf der Oberfläche präsentieren und die als Fremdkörper im Organismus erkannt werden. Ist das fremde Molekül ausgemacht, packen es die Arme wie eine Zange. Daraufhin alarmiert der Antikörperschwanz die restlichen Mitglieder des Immunsystems. Erst sie sind in der Lage, den Krankheitserreger auszuschalten.

Seit Jahren versuchen Wissenschaftler bereits Krankheiten wie Krebs oder Blutvergiftung mit künstlichen Antikörpern zu behandeln. Doch meist mußten die dafür entwickelten Abwehrmoleküle mit einem Paar Arme auskommen. Es fehlte ihnen der Schwanz, der notwendig ist, um das Immunsystem zu aktivieren. Dieses Problem haben die Forscher aus Cambridge jetzt gelöst, indem sie zwei Paar Antikörper- Ärmchen aneinandergebunden und damit einen diabody (Doppelkörper) geschaffen haben. Ein Satz Arme erkennt und fängt den Krankheitserreger, während das andere Paar die Aufgabe des Schwanzes übernimmt. Es schlägt Alarm.

Nachdem natürliche Antikörper einen Eindringling im Organismus abgefangen haben, locken sie körpereigene Proteine an, das sogenannte Komplementsystem. Diese Eiweiße zerstören die gefangenen Erreger und signalisieren einer Gruppe von weißen Blutzellen, den Freßzellen, daß Arbeit auf sie wartet. Sie nehmen das fremde Material auf und zersetzen es. Das erste Komplementprotein, das während der Immunantwort aktiviert wird, trägt den Namen C1q. Die Wissenschaftler konstruierten nun einen Diabody, dessen eines Paar Arme nach C1q greift, das andere bindet spezifisch an das fremde Molekül.

In ihren Reagenzglasversuchen mischten die Forscher ihren Diabody mit roten Blutzellen, die sie einem Schaf entnommen und mit einem Antigen infiziert hatten. Dazu gaben sie das Komplementsystem sowie Phagozyten und Monozyten. Wie erwartet schnappten die Diabodies gleichzeitig nach dem Antigen und dem Signalprotein C1q. C1q aktivierte das Komplementsystem, das wiederum die Freßzellen anlockte.

Noch funktionieren die künstlichen Antikörper nur im Reagenzglas. Ob die Diabodies auch im „System Mensch“ ihre Aufgabe erfüllen, müssen die britischen Wissenschaftler erst noch ausprobieren. Karin Bundschuh

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