: Das Gespenst des Porno-Sponsorings
■ Die Angestelltenkammer entfernt Fotos aus der Ausstellung "Frauen und Gewalt"
Aufruhr in Bremens Angestelltenkammer: Vorgestern wurden zwei Bilder aus der Fotografie-Ausstellung Gewalt und Frauen (vgl. taz v. 11.3.) auf Anweisung der Geschäftsführung entfernt, nachdem sie sechs Tage im Foyer des Hauses gehangen hatten. Begründung: die im Foyer beschäftigten Damen hätten sich durch die Fotos – sie zeigen gefesselte nackte Frauen – belästigt gefühlt. So jedenfalls teilte es der Kulturreferent der Kammer, Peter Beier, der betroffenen Künstlerin Almuth Bölitz in einem Schreiben mit.
„Das wäre ja nun wirklich kein Problem gewesen, die Bilder umzuhängen“, sagte gestern dazu Almuth Bölitz. „Stattdessen bekomme ich diesen Vorwurf stumm aufs Papier geknallt.“ Die Künstlerin wandte sich in ihrer Wut an den Geschäftsführer Eberhard Fehrmann. Und erfuhr von ihm den „eigentlichen“ Grund der Zensur: Es handle sich hier um pornografische Werke, und mit diesen könne sich die Angestelltenkammer nach dem Video-Skandal des letzten Jahres nun wirklich nicht identifizieren. Damals hatte die Kammer Videos zum Thema „Lust“ in Auftrag gegeben und mußte sich daraufhin den Vorwurf des Porno-Sponsorings gefallen lassen.
So hat die Kammer zwei Bilder entfernt, die in ihrer Zusammenführung von Gewalt und Körperlichkeit ganz sicher diskutiert werden wollen. Almuth Bölitz aber sieht sich nun rigoros in die Porno-Ecke gedrängt und fühlt sich auch ein wenig benutzt. Eine konkrete Auseinandersetzung mit dem unterschiedlichen Gewaltbegriff und -verständnis wäre ihr lieber gewesen. Diese hatte sich bereits bei der Vernissage der Foto-Ausstellung entzündet, als viele Frauen sich kritisch zur Umsetzung des Themas äußerten.
Die Künstlerin möchte nun die leergewordenen Stellen im Kammerfoyer zumindest mit Kommentaren bestücken. Geschäftsführer Eberhard Fehrmann stand gestern für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung; er tagte zur Neuordnung des Bildungswesens. sip
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