WAS MACHT EIGENTLICH ... Ingo Schmitt? : Das Gesetz der Wildnis erleben
Politik hat etwas Animalisches. Parteien verhalten sich kaum anders als ein Wolfsrudel in der Wildnis. Der Chef ist nur so lange Chef, wie er der Stärkste ist. Zeigt er Schwäche, fallen die anderen über ihn her. Jüngstes Beispiel dafür ist Ingo Schmitt. Bis September war er Chef der Berliner CDU. Jetzt droht ihm das völlige Polit-Aus.
Parteien sind glücklicherweise noch insofern zivilisiert, als dass sie ihre Frontleute nur politisch erledigen. Das aber tun sie gründlich. Kaum hatte Schmitt als Parteichef hingeworfen, bekam er keinen sicheren Listenplatz mehr für die Bundestagswahl. Jetzt ist auch seine eigentliche Machtbasis als CDU-Kreisvorsitzender in Charlottenburg-Wilmersdorf weg: Für die Neuwahl am Freitag kündigte erst sein Stellvertreter eine Gegenkandidatur an. Schmitt drohte noch eine Niederlage. Nun will er gar nicht erst antreten.
18 Jahre lang, mehr als ein Drittel seines Lebens, war Schmitt Kreischef. Mit dieser Hausmacht wurde er schon als 34-Jähriger Staatssekretär, dann Europa- und Bundesparlamentarier. Wenigen würde einfallen, ihn sympathisch zu nennen – 2001 erklärte er einen SPD-Senator zur „Polit-Nutte“. Nichtsdestotrotz war er begnadet, Delegierte an sich zu binden und Mehrheiten zu organisieren.
Was Schmitt bleibt, ist seine Direktkandidatur für den Bundestag. Denn die ist nahezu chancenlos für die CDU. Mit über 10 Prozentpunkten Vorsprung holte die SPD 2005 den Wahlkreis – sich daran erneut vergeblich abzumühen, überlässt man ihm gern. STA FOTO: ARCHIV