: Das Ende eines Treppenwitzes
betr.: „Der Potsdamer Platz soll noch schräger werden“, taz vom 21. 2. 00
Der Baustadtrat von Tiergarten, Herr Porath (SPD), sollte sich nicht ganz so scheinheilig geben. Selbstverständlich haben er und sein Amt gegen geltendes Recht verstoßen, nämlich gegen § 51 der Berliner Bauordnung mit der Überschrift „Behindertengerechtes Bauen“.
Man muss kein Bauexperte sein, um beurteilen zu können, ob die neckischen kleinen Stufen behindertengerecht sind oder nicht. Doch weil bei Verstößen gegen § 51 BauOBln das Verwaltungsgericht nicht angerufen werden darf (weil – so die Verwaltungsgerichte – Behinderte nicht „klagebefugt“ sind), kann gegen § 51 BauOBln ungeniert verstoßen werden. Es gibt keine rechtsstaatliche Kontrolle. Der Baustadtrat und seine Leute können sich also entspannt zurücklehnen und sich über den Treppenwitz am Potsdamer Platz sogar totlachen, wenn Rollstuhlfahrer über die Stufen hoppeln – oder Nichtbehinderte sich die Knochen brechen. Claus Fischbach
Endlich! Bei allem menschlichem Mitgefühl ob der Schmerzen bei einem Knochenbruch oder einer Prellung fühle ich so etwas wie „klammheimliche Freude“, dass nichtbehinderte „unachtsame Leute“, kurz nichtbehinderte Berlinale-Besucher über die Stufen im Eingangsbereich zum Stella-Theater gestolpert sind.
Als bei einer Begehung/Berollung des gerade eröffneten Potsdamer Platzes RollstuhlfahrerInnen und andere behinderte Menschen auf mehrere „Stolperstellen“ wie Stufen aufmerksam machen wollten und die Beseitigung forderten, hat niemand reagiert, auch die Presse zeigte sich nicht interessiert.
„Vorsicht, Stufen“, wird von mobilitätsbehinderten Menschen seit Jahren gerufen, ist nicht erst seit dem ungarischen Kurzfilm 1990 auch Nichtbehinderten bekannt, aber hat’s wen gekümmert? [...]
Aber sei es, wie es sei, ich freue mich, dass endlich die Treppen entfernt werden sollen. [...] Maria Dolores Zimmer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen