: Das Ende eines Punks
■ Nah dran: „Zerrissen“ (22.15 Uhr, B 1)
Die Premiere von Uwe Gooß' Dokumentarfilm hatte etwas von einer Beerdigungsfeier – konzentriert war es in der Kneipe in Berlin-Kreuzberg, und nüchtern. Mike K., der Protagonist, dessen Familie bei der Premiere dabei ist, starb 1985 an einer Überdosis Heroin, seine Freundin Heike im vergangenen Jahr an Aids.
Wohl auf Wunsch der Düsseldorfer Eltern – der Vater ist Architekt, die Mutter betreibt eine Galerie-Boutique – wurde der Nachname K. verkürzt.
Anfang der Achtziger brachten es die beiden laut SFB zu „Punk- Ikonen“ – sie als Cover-Girl der Berliner Stadtillustrierten Zitty, er in Fernsehshows. „Er hatte zwar zerrissene Hosen an und so, war aber immer sauber, und die Schuhe immer geputzt“, erzählt seine Mutter. Sein Kumpel Campino von den Toten Hosen ergänzt: „Und die meisten Nieten auf der Jacke.“ Mike war in Düsseldorf von der Privatschule geflogen, klaute dem Vater 20.000 Mark und machte sich mit Heike auf nach Berlin, wo er 1980 die Kneipe „Chaos“ eröffnete. Freilich nicht in „SO 36“, dem legendären Kreuzberger Kiez, wie der SFB behauptet, sondern in „61“.
Der Sender sitzt weit weg von diesen „Problemvierteln“, sein Film blieb jedoch durchgehend nahe dran. Regisseur Uwe Gooß gehörte einst zur selben Scene wie Mike. Angesichts der Alternativen – Knarre, Fixe oder Kamera – entschied er sich schließlich für letzteres.
Anders Mike: Nachdem der seine Kneipenkonzession verloren hatte, hätten sie beide, so erzählt sein Freund im Film, „aus lauter Liebe“ zu ihren Freundinnen wie diese angefangen zu fixen. Die Mädchen arbeiteten in einer Peepshow, die Jungs versuchten es mit Beschaffungskriminalität. Die Eltern zogen unterdes nach Freiburg aufs Land. Einmal kam Mike zum Entzug, Vater und Sohn versöhnten sich wieder und bauten zusammen einen Resthof aus: „Da waren wir ein Superteam!“, erinnert sich der Vater.
Doch es war nur ein kurzes Intermezzo. Ach, es ist alles so schrecklich. Das liegt aber beileibe nicht am Film! Helmut Höge
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