WAS MACHT EIGENTLICH ... Friedbert Pflüger? : Das Beste für Berlin wollen
Manchmal sind kluge Antworten auf den ersten Blick banal, auf den zweiten aber sehr, sehr weise. Zum Beispiel Friedbert Pflügers Replik auf bohrende Interviewfragen wie diese hier: Wie wird Berlin seine gewaltigen Schulden los? Etwa durch zähes Sparen, trüben Verwaltungsumbau und mühsame Anwerbung von Unternehmen? Nein! Gestern verblüffte Pflüger mit der Antwort: „Wir werden Berlin erst dann wieder richtig als Hauptstadt positionieren, wenn wir hier eine andere Regierung haben.“ Denn „der wirtschaftliche Niedergang trägt den Namen Rot-Rot.“
Bitte? Sie finden, das klingt nach plumper, austauschbarer Wahlkampfrhetorik des CDU-Spitzenkandidaten? Sie sagen, in diesem Allerweltssatz lasse sich ohne Sinnverlust das Wort „wirtschaftliche“ durch „kulinarische“ ersetzen, und „Rot-Rot“ durch „Pommes rot-weiß“? Sie ätzen, Schwarz-Rot habe zehn Jahre lang ausgegeben, was der heutige Senat seit vier Jahren aufsparen und ausbaden müsse? Falsch, ganz falsch.
Bei genauerem Nachdenken offenbaren diese Sätze, dass ihr Schöpfer ein echter Staatsmann ist. Wie sein politischer Lehrmeister Richard von Weizsäcker steht er über kleinlichen Parteiinteressen. Pflüger spricht von einer „anderen Regierung“, die Berlin brauche. Die CDU kann der Verteidigungsstaatssekretär nicht meinen. Die kommt gemeinsam mit der FDP in Forsa-Wahlumfragen auf gerade mal 31 Prozent. Übrig bleibt eine andere Parteienkonstellation. Ja, genau die: Rot-Grün. Während die Ex-PDS laut Pflüger die „normalen Mittelständler“ vergrault, kann diese Koalition sie nach Berlin locken.
Na, schämen Sie sich jetzt ein wenig, dass Sie Friedbert Pflüger nicht richtig zugehört haben? Macht nichts. Da steht er drüber.
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