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Das Beben vor dem großen Beben

■ Erdstöße erschüttern den Süden Kaliforniens / Mindestens sechs Tote und viele Verletzte / Dutzende Gebäude zerstört / Sicherheitsvorkehrungen zahlten sich aus

Los Angeles (ap) - Los Angeles ist einer Erdbebenkatastrophe noch einmal entgangen. Der heftigste Erdstoß seit 16 Jahren erschütterte am Donnerstag morgen den Süden Kaliforniens und ließ die Angst vor dem lange erwarteten ganz großen Beben wieder aufleben. Die Stärke des Erdstoßes, dem 16 Nachbeben folgten, wurde mit 6,1 auf der Richterskala angegeben. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben, fünf von ihnen in Los Angeles, und mehr als 100 erlitten Verletzungen. Dutzende Häuser stürzten ein, Hunderte wurden beschädigt. Brände brachen aus. In der Stadt Whittier wurde der Notstand ausgerufen. Die Erde bebte um 7.42 Ortszeit. Die Erdstöße, die weniger als 15 Sekunden dauerten und noch 400 km entfernt in Las Vegas zu spüren waren, gingen offenbar vom Whittier–Graben aus, einer geologischen Formation etwa zehn Kilometer vor Los Angeles. Die Stadt Whittier, acht Kilometer vom Epizentrum entfernt, wurde am schwersten getroffen. Hunderte Häuser wurden beschädigt, der Bürgermeister ließ daraufhin den Notstand ausrufen. Polizisten patrouillierten in den Straßen, um Plünderungen zu verhindern. Der Sprecher der kalifornischen Katastrophenschutzbehörde, Mike Guerin, sprach von einem Alarmzeichen und nannte die Erdstöße eine Generalprobe für das seit langem erwartete große Beben in Kalifornien. Am San–Andreas–Graben, der über 1.000 Kilometer längs der kalifornischen Küste verläuft, reiben die sogenannte Pazifikplatte unter dem Meer und die nordamerikanische Kontinentalplatte aneinander. Die Pazifikplatte bewegt sich im Jahr um etwa siebeneinhalb Zentimeter nach Nordwesten. Seismologen befürchten ein Erdbeben etwa der Stärke 8,0 auf der Richterskala. Bei einem solchen Beben würde eine Kraft freigesetzt, die etwa eintausendmal so groß wie die des Bebens vom Donnerstag wäre, sagte der Geologe Kerry Sieh in Pasadena. Das jüngste Beben hätte laut Sieh wesentlich größere Verheerungen anrichten können, wenn nicht im vergangenen halben Jahrhundert beim Häuserbau an die Erdbebengefahr gedacht worden wäre und die Behörden nicht strikte Auflagen gemacht hätten. Die Sicherheitsvorkehrungen hätten sich ausgezahlt.

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