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Das ALKEM–Plutonium

Die Hanauer Plutoniumfabrik ALKEM stellt in der Hauptsache plutoniumhaltige Brennelemente für den Versuchsreaktor in Karlsruhe und - in hoffnungsfroher Betriebserwartung - für den Schnellen Brüter in Kalkar her. Doch damit nicht genug: Bedingt durch die Plutoniumschwemme aufgrund der zunehmenden Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente aus bundesdeutschen Reaktoren in La Hague, will die ALKEM auch in den Leichtwasserreaktor– Brennelementemarkt eindringen. Die Hanauer bieten Mischoxidbrennelemente (MOX) an, die - obgleich mehr als doppelt so teuer wie herkömmliche Uran–Brennelemente - bisher in drei bundesdeutschen AKWs zum Einsatz kommen (Obrigheim, Neckarwestheim und Esensham). Die Energiekonzerne, die ihre Brennelemente wiederaufarbeiten lassen, unterliegen nämlich dem sogenannten „Verwendungszwang“. Das „Abfallprodukt“ Plutonium, von dem die ALKEM offiziell nur 460 kg/Jahr verarbeiten darf, will „untergebracht“ sein. Doch wohin damit, wenn der Markt nicht mehr „hergibt“, wie ein ALKEM–Manager resigniert bemerkte. Mitte der 70er Jahre fand die ALKEM für einen „Plutonium– Überhang“ von 600 kg, der in La Hague zum Abtransport nach Hanau bereitstand, eine unkonventionelle „Lösung“. Da der „Bundesbunker“ seinerzeit als Zwischenlager noch nicht zur Verfügung stand, wurde das Plutonium auf dem Gelände der Firma Belgonucleaire in Belgien „untergestellt“, ohne daß Belgunucleaire eine entsprechende Genehmigung vorweisen konnte. In einer Stellungnahme sprach die ALKEM zwar nur von einer kurzfristigen Verbringung des Plutoniums zu Analysezwecken, doch das Lager - so taz–Informationen aus Belgien - soll dort gut zwei Jahre bestanden haben. Darüberhinaus hat die ALKEM, nach Informationen der taz, MOX–Brennelemente in die Schweiz geliefert, obgleich die Schweiz nicht Mitglied der EURATOM ist. Für diesen „deal“ mußten die US–Amerikaner zwei Jahre lang „bearbeitet“ werden, ehe aus Washington das „O.K.“ kam.

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