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Dank ans Volk! Bitte …

… aber mit huldvoller Zuwendung der Wahrheit

Winkköniginfoto: reuters

Merkel hat es getan, die Queen selbstverständlich, auch Steinmeier und gestern der wieder genesene britische Premier: „Johnson wendet sich ans Volk“, meldeten am Montag die Agenturen. Das wollte die Wahrheit immer auch schon mal – sich an jemanden wenden. In aller gebotenen und gehobenen Form. Man spricht nicht schnöde die Masse an, sondert „wendet sich an“ sie. So förmlich wie der Sprecher eines Kreditfritzenverbandes, der Reuters zufolge ebenfalls gestern erklärte, dass „den Bankbilanzen großes Ungemach droht“. Ungemach! Wie fürnehm gesprochen. Als wäre es direkt aus der Literatur der Innerlichkeit in die Bankbilanzen befördert. Das können sie gut, die Kredithaie: mit deliziösen Worten dem Unerquicklichen den Weg bereiten. Ach, wie lieben wir die gehobene Form, die gerade in diesen schweren Zeiten wieder zum Zuge kommt, wenn das Pathos die beseelte Schwere des Tuns zum Ausdruck bringen soll. Auch die Wahrheit aus der Beletage der Publizistik lehnt sich nun großherzig über die Balkonbrüstung und wendet sich dem Volk der Leser drunten zu, um dem Plebs huldvoll zuzuwinken. Aber mit frohgemutem Gemach!

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