: Daimler–Südafrika feuert Belegschaft
■ 2.800 schwarze Arbeiter des Daimler–Zweigwerks in East London nach fünfwöchigem Streik gekündigt / Metallgewerkschaft kündigt landesweite Solidaritätsstreiks in anderen Autofirmen an / NUMSA–Sprecher: Daimler will die Streikfront spalten
Aus East London Franz Krueger
Die gesamte schwarze Belegschaft des südafrikanischen Daimler–Zweigwerks in East London ist nach einem fünfwöchigen Streik gekündigt worden. Daimler–Sprecherin Delene McFar lane erklärte Mittwoch nachmittag, daß seit Mittwoch früh die 2.800 streikenden Arbeiter gefeuert seien und die Firmenleitung demnächst damit beginnen werde, neue Arbeitskräfte einzustellen. Der Sprecher der südafrikanischen Metallgewerkschaft NUMSA, Viwe Gxarisa, sieht in der Kündigung den Versuch der Firmenleitung, die Streikfront der Arbeiter zu spalten und die Gewerkschaft aus dem Betrieb zu drängen. Er erklärte, die Belegschaft werde Donnerstag früh zum Werk zurückkehren, um über die weiteren Schritte zu beraten. Firmenvertreter haben jedoch bereits angekündigt, daß sie die Arbeiter nicht ins Werk hineinlassen werden. Zur Unterstützung der gekündigten Arbeiter planen NUMSA–Betriebsräte landesweite Solidaritätsstreiks. Eine Entscheidung über die Art der Aktionen ist jedoch noch nicht gefallen. Nach ergebnislos verlaufenen Verhandlungen mit Gewerkschaftsvertretern hatte das Management am Freitag zum dritten Mal mit Entlassungen gedroht, falls die 2.800 Arbeiter nicht bis Mittwoch früh um 7 Uhr 30 zur Arbeit zurückkehrten. Die Mercedes–Arbeiter erschienen zwar gestern früh im Werk, beschlossen aber, den Streik fortzusetzen und gingen anschließend wieder nach Hause. Bereits Mittwoch letzter Woche hatte das Management die Entlassung angedroht, seine Drohung dann aber vermutlich aus Angst vor einer Eskalation des Arbeitskonflikts nicht wahrgemacht. Stattdessen erhöhte die Firmenleitung Dienstag nacht ihr Lohnangebot von 4 Rand (etwa 3,60 DM) auf 4,04 Rand. Die Gewerkschaft hingegen fordert im Rahmen der Kampagne „Lohn zum Leben“ des südafrikanischen Gewerkschaftsdachverbands COSATU eine Anhebung des Mindestlohns auf 5 Rand (etwa 4,50). Fortsetzung auf Seite 2 Ebenfalls Dienstag nacht erklärte sich das Management schließlich bereit, den Lohnausfall auszugleichen, der durch die geplante Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit von 43 auf 40 Stunden entstanden wäre. Der Ausstand der gesamten Belegschaft hatte Anfang August begonnen, nachdem die Firmenleitung 188 streikende Arbeiter der Karosserieabteilung feuerte, die sich weigerten, dem Urteilsspruch eines Arbeitsgerichts nachzukommen. Das Gericht hatte den Streik für illegal erklärt und den Arbeitern ein Ultimatum für die Arbeitsaufnahme gesetzt. Als die gesamte Belegschaft daraufhin in den Streik trat, erklärte sich das Management bereit, die 188 wieder einzustellen. Außerdem bot die Firmenleitung den Arbeitern einen Teilausgleich für Lohneinbußen an, wenn die Arbeitszeit reduziert werde. Die Gewerkschaft lehnte diese als „letztes Angebot“ deklarierte Offerte jedoch als ungenügend ab. Durch den Streik ist das Daimler–Werk seit fünf Wochen völlig lahmgelegt. Es wird geschätzt, daß der Streik den Konzern bisher über 140.000 DM gekostet hat. Zur Unterstützung der Streikenden ist inzwischen der grüne Bundestagsabgeordnete und frühere oppositionelle Betriebsrat bei Daimler in Stuttgart, Willie Hoss, nach East London gereist.
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