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Daimler–Benz setzt Dornier–Erben unter Druck

■ Reuter fordert Kapitalerhöhung / Mögliche MBB–Beteiligung im Hintergrund

München (rtr) - Zwischen dem Daimler–Benz–Konzern und den Familienaktionären des Luft– und Raumfahrtunternehmen Dornier GmbH bahnt sich der erste offene Konflikt seit Übernahme der Mehrheit durch Daimler–Benz vor drei Jahren an. Anlaß ist die vom Dornier–Management und Daimler–Benz gewünschte Kapitalerhöhung bei Dornier im Volumen von 300 Millionen Mark, die nach ihrer Ansicht notwendig ist, um das ehrgeizige Projekt des 30sitzigen Passagierflugzeugs Do 328 zu finanzieren. Daimler–Chef Edzard Reuter machte am Dienstag in Stuttgart unmißverständlich klar, daß er die Verstärkung der Kapitaldecke bei Dornier für unverzichtbar hält, und erhob schwere Vorwürfe gegen die Nachfahren des Firmengründers Claude Dornier. Die Familiengesellschafter wollten den Verzicht auf die 328, wodurch höchtsqualifizierte Arbeitsplätze bei Dornier gefährdet würden, sie scheuten das unternehmerische Risiko und wollten nur an den Erträgen teilhaben, sagte Reuter. Mit diesen Vorwürfen trug der Daimler–Chef den seit einiger Zeit schwelenden Konflikt um die strategische Linie des früheren Familienunternehmens mit 9.500 Beschäftigten nun in die Öffentlichkeit. Da die vor drei Jahren zwischen Daimler und den Erben geschlossenen Gesellschafterverträge bestimmen, daß Kapitalveränderungen nur mit einer 87,5 Prozent– Mehrheit der Anteile beschlossen werden können, sind Daimler die Hände gebunden - die Erben liegen mit 30,5 Prozent weit über der Sperrminorität. Ob aber die Familie, die expansive Programme nicht mittragen kann, dem jetzt möglicherweise entstehenden öffentlichen Druck, sich mit einer bescheideneren Rolle in der Firma zufriedenzugeben, lange wird standhalten können, ist fraglich. Martine Dornier–Tiefenthaler, die Testamentsvollstreckerin von Claudius Dornier, fühlt sich jedenfalls schon an die turbulente Zeit vor der Mehrheitsübernahme durch Daimler 1985 erinnert. „Damals wurde der öffentliche Druck auf die Familie, unter anderem durch die Betriebsräte und Gewerkschaften, und die Unruhe in der Belegschaft so stark, daß man im Interesse des Unternehmens nicht mehr anders konnte, als die Mehrheit abzutreten“, sagte Frau Dornier–Tiefenthaler der Nachrichtenagentur Reuter. „Bei den Verhandlungen mit Daimler–Benz haben wir aber von Anfang an gesagt, daß wir an einer Kapitalerhöhung nicht mitwirken können, daß wir aber auch nicht hinnehmen, daß sich unser Anteil durch einseitige Kapitalerhöhungen von Daimler–Benz immer weiter reduziert.“ Frau Tiefenthaler sieht hinter dem Druck, der in der Auseinandersetzung von Daimler jetzt auf die Erben ausgeübt wird, Pläne von Daimler–Benz, die weit über die Do 328 hinausgehen. „Man muß das im Rahmen der Neustrukturierung der deutschen Luft– und Raumfahrtindustrie zwischen Dornier und MBB sehen“, meint die Testamentsvollstreckerin. Für den Fall, daß es zu einer Verbindung zwischen MBB und Daimler und damit Dornier kommen werde, sehe Reuter die Familiengesellschafter mit ihren Minderheitsrechten wohl als Hindernis, das er sich gerne vom Hals schaffen wolle.

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