: Dänemark ad
■ Aus für die Fähre Warnemünde-Gedser im September / Fahrzeit Berlin-Kopenhagen wird um drei Stunden länger
Wer von Berlin nach Kopenhagen reisen will, kann noch bis zum Herbst für seine Route fast ein Lineal auf der Landkarte anlegen. Für 190,80 Mark hin und zurück geht die Fahrt schnurgerade nach Warnemünde, von wo die Fähre den Reisenden auf die Insel Falster bringt, die mit ihren langen Sandstränden traditionell eine Badewanne der Berliner ist. Nach insgesamt 9 Stunden Fahrzeit von Berlin kann man bislang in Kopenhagen sein. Ab dem 24. September wird das anders. Dann nämlich muß man Kopenhagen über Hamburg ansteuern, weil die Fährverbindung Warnemünde–Gedser von den Dänischen Staatsbahnen eingestellt wird. Der einfache Grund: Es gab zu wenig Passagiere. Ob die Autofährverbindung erhalten bleibt, war von der Deutschen Bahn AG nicht zu erfahren. Warum die Bahn dieser Stillegung zugestimmt hat, will ihr Sprecher Thorsten Sack nicht sagen: „Das sind Interna.“ Mit der neuen Streckenführung wird die Strecke um ein Drittel länger. Nach jetzigem Fahrplan kostet die Fahrzeit über Hamburg gut zweieinhalb Stunden mehr an Zeit. Hinzu kommen Verzögerungen, die sich aus den Bauarbeiten an der Bahnstrecke Berlin–Hamburg bis Herbst 1996 ergeben, so daß der IC zwischen den Metropolen nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 80 km/h erreicht. Das schlägt dann noch einmal mit einer halben Stunde mehr zu Buche. Auch der Fahrpreis für eine Rückfahrkarte nach Kopenhagen würde nach derzeitigen Tarifen ohne IC-Zuschläge um rund 90 Mark auf 284,80 Mark steigen.
Diese Veränderungen sollen nicht auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetragen werden, meint die Sprecherin der Bahn für Berlin- Brandenburg, Irene Liebau. „Wir versuchen, den endgültigen Fahrplan ab Herbst so abzustimmen, daß eine Fahrt nach Kopenhagen für einen Berliner nicht länger und teurer wird.“ Wie das genau funktionieren wird, kann sie nicht sagen, „aber wir versprechen, daß eine kosten- und zeitneutrale Lösung gesucht wird.“ Ob das trotz der Bauarbeiten zwischen Berlin und Hamburg gelingen wird, ist noch fraglich. Warum die Fährverbindung über Warnemünde nicht wenigstens bis zur Fertigstellung der Bahntrasse erhalten bleiben konnte, war von der Deutschen Bahn AG nicht zu erfahren. Man wolle aber mit besseren Zuganschlüssen die Fahrzeit möglichst gering halten, meint Liebau. Und bei den Preisen will die Bahn vielleicht eine Ausnahme machen: Trotz längerer Fahrstrecke wird der Fahrpreis unter Umständen der gleiche bleiben. In dieser Sache laufen noch Verhandlungen zwischen der Deutschen und den Dänischen Staatsbahnen.
Ein Wermutstropfen wird bleiben: Die Insel Falster ist für einen Urlaub ab Herbst diesen Jahres schwer zu erreichen. Und eine Fahrt über Saßnitz (Rügen) gleicht eher einer Odyssee. Erst nach zwölfeinhalb Stunden und einem Umweg per Schiff über die schwedische Stadt Malmö erreicht man Kopenhagen. Adrian Prechtel
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