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Da rollt der Rubel nur für die Gewinner

■ Gestern wurde der DDR erstes Spielcasino im Hotel Berlin am Alexanderplatz eröffnet / Krawatte ist Vorschrift

Mitte. In Bonn hatte der Kanzler noch nicht den Milliardenscheck für die deutsche Einheit ausgestellt, da rollte in Ost-Berlin schon der Rubel. Nein, die Reise nach Mallorca, der Videorecorder und das neue Auto sind nicht alles. Es gibt auch Roulette, Black Jack und Automaten. Der Kapitalismus kommt: Gestern hat in Ost-Berlin das erste Spielcasino der DDR eröffnet. Die Geschäftsführer erwarten Touristen, Unternehmer und DDR-Bürger. Doch die haben noch genug mit steigenden Mieten und unsicheren Arbeitsplätzen zu tun.

Michael Feistkorn, der die Bar im Hotel Stadt Berlin leitet, wo das Spielcasino residiert, ist skeptisch: „85 Prozent der Bürger werden sich det Ding erst mal verkneifen.“ Die anderen 15 Prozent würden genügen, damit der Laden laufe, geben sich die Geschäftsführer sicher. „Es gibt viele, die auch nach der Währungsunion noch genügend Geld haben, um es hier auszugeben“, meint auch Barkeeperin Ute Schwarz. Die Gewinner der Währungsunion dürfen dann über violetten Velours schreiten, an den Roulettetischen Platz nehmen, den Blick aus dem 37. Stock des Hotels schweifen lassen, vom Arbeiterviertel Prenzlauer Berg bis zur Trabantenstadt Marzahn. Spielwährung ist schon jetzt einzig die D-Mark. Nur die Getränke gibt es noch für Ost: fünf Mark die Cola, 135 Mark die Flasche Pommery. Dazu gibt man sich dann stilgerecht: Krawatte ist Vorschrift.

Annette Ramelsberger/ap

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