: Da hilft kein Gesundbeten
betr.: Bericht über Wachstumsprognosen
Die Wachstumsprognosen der Wirtschaftsgurus liegen nach wie vor weit hinter der Trefferquote der Wetterfrösche. Aber richtig liegen sie bei der Beurteilung der bereits kränkelnden Konjunktur. Da hilft auch kein Gesundbeten des Kanzlers. Schröders Wachstumszahlen sind eine Fata Morgana.
Die Indizien dafür sind unter anderem zähe Massenarbeitslosigkeit, ein schwacher Euro, höhere Inflation und ein Dax mit Jojo-Effekt. Das meiste davon ist hausgemacht. Der Bundeskanzler hat seit Amtsantritt auf die falschen Pferde, die Konzerne, gesetzt und sie mit der Steuerreform so gedopt, dass sie beim Zieleinlauf unzählige Milliarden am Eicheltotalisator kassieren können. Anstatt die Gewinne im Inland zu investieren, wurden sie von den Konzernen global in den Sand gezockt (u. a. BMW-Rover, Daimler-Chrysler).
„Lies nach bei Oskar“, möchte man Schröder raten. Denn der hatte mit der geforderten Stärkung der Massenkaufkraft das bessere Konzept. Ohne eine kräftige Inlandsnachfrage kann es keine Steigerung des Wirtschaftssozialproduktes geben. Der nach wie vor florierende Export allein schafft es nicht, beträgt sein Wirtschaftsvolumen nach wie vor in der Bundesrepublik doch nur 30 bis 40 Prozent. Solange der Inlandkonsum stagniert, gibt es keine zufrieden stellende Wachstumsrate.
Die Arbeitnehmer zahlen Schröder seine Bevorzugung der Arbeitgeber kräftig heim. Seine Stammwähler bleiben lieber zu Hause als ihm ihr Vertrauen auszusprechen. Das beweisen eindeutig alle Wahlen nach dem Bundestagsvotum. Würde die CDU nicht in ihrem unseligen Spendensumpf stecken, würde es für die SPD katastrophal aussehen.
Merke: Durch ein Opernglas lassen sich aus der Loge der Wiener Staatsoper Konjunktur und Wachstumschance nicht richtig einschätzen. HANS KLOEP, Bergisch Gladbach
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