: DSU: Vom CSU-Hoffnungsträger ins Aus
■ Der stete Abstieg der CSU-Fanpartei/ Bayerische Kopfgeburt endgültig beerdigt
Berlin (taz/dpa) — Mit der Weigerung der Bonner CDU, der CSU- Schwesterpartei Deutsche Soziale Union (DSU) direkte Wahlhilfe zu leisten, neigt sich ein besonders skurriles Stück gesamtdeutscher Parteienkooperation ihrem Ende entgegen.
Die DSU war nach der Wende in der DDR unter direkter Anleitung und mit massiver finanzieller Unterstützung der CSU in Leipzig gegründet worden. Damals versuchten die Bonner Unionsparteien mit allen Mitteln, den Vorsprung der West- SPD aufzuholen, die mit der SDP bereits frühzeitig einen Bündnispartner vorweisen konnte. Allein mit der ehemaligen Blockpartei wollten sich die Bonner nicht einlassen. So brachte die CDU den Demokratischen Aufbruch mit maßgeblicher Unterstützung ihres Stasi-Vorsitzenden Wolfgang Schnur auf Unions- Kurs. CSU-Chef Waigel gründete sich seine DSU aus verschiedenen Leipziger Splittergruppen. Statthalter wurde der Pfarrer der Leipziger Thomas-Gemeinde, Wilhelm Ebeling. Hinter der Gründung steckte von Anfang an die Angst der CSU, im gesamtdeutschen Maßstab an Einfluß zu verlieren. Die kühnsten Träumer der CSU spekulierten mit der Gründung auf eine faktische Ausdehnung der CSU auf das Gebiet der DDR. Daß daraus nichts wurde, lag in erster Linie am Führungspersonal des CSU-Ablegers.
Während es bei den Volkskammerwahlen noch für gut sechs Prozent reichte, stritten die Neu-Partei- Führer den Laden bald in Grund und Boden. Mit der Begründung, es gebe rechtsradikale Tendenzen in der DSU, verließen Generalsekretär Peter Michael Diestel und Chef Ebeling nach den enttäuschenden Kommunalwahlen die Partei. Nachrücker Hans Georg Walther, der derzeit in Bonn als Minister von Waigels Gnaden residiert, machte sich vor allem durch holprige Volkskammerauftritte einen Namen. Weil die CSU frühzeitig ahnte, daß die Partei mit rechten Dingen kaum überleben würde, setzte sie im Wahlrecht für den ersten gesamtdeutschen Bundestag die sogenannte „lex DSU“ durch, die eine Listenverbindung zwischen den beiden Schwestern ermöglicht hätte. Dieser Trick scheiterte dann am Bundesverfassungsgericht.
Bei den Landtagswahlen wurde der rechte Rand fast vollständig von der CDU aufgesogen. Selbst in ihrem Stammland Sachsen kam die Partei gerade noch auf drei Prozent.
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