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DRÖGE DEPPEN

■ „Wahre Männer“ - mit offiziellen Killerlizenzen

Vor zwei Wochen tickerten die Nachrichtenagenturen eine Meldung durch, wonach einem Bericht der 'Washington Post‘ zufolge Reagan dem CIA 1984/85 zur „Bekämpfung des internationalen Terrorismus“ eine praktisch uneingeschränkte Handlungsfreiheit eingeräumt hat - ein Otto vom Präsidenten und der Blanko-Mord- und Totschlag-Scheck ist ausgeschrieben, rot war der Fein oder gelb oder Mullah, nu isser hin, gekillt zum Schutze unser aller Freiheit.

Nicht einmal die taz verschwendet mehr viel Platz für so Allerweltnews, unseren täglichen Staatsterrorkick verpasse uns heute, was nicht härtet, tötet ab. Warum aber kriegt deshalb so ein armseliges Zelluloidprodukt wie „Wahre Männer“ sein Fett weg, ein so harmloses, tüddeliges und ach so gut gemeintes Filmchen, das doch nur etwas unterhalten will? Ganz einfach, weil Dummheit und Einfalt auch ihre Grenzen haben; weil es keinen Spaß mehr macht, im Kino mit blödem Klamauk zugeballert zu werden; weil sogenannte Satiren auf amerikanische Mißstände Mist und überflüssig sind, wenn sie nicht einmal im Ansatz begreifen, daß die ganze Wirklichkeit Amerikas pervertiert ist zur bitteren Satire par excellence.

Jedem Hollywood-Machwerk, versetzt mit übler Blut- und Boden-Ideologie, Law-and-Order-Mentalität liegt eine krasse Ehrlichkeit zugrunde, die zum unfreiwilligen Psychostrip wird, während in den abertausenden von Ulkfilmen der Sorte „Wahre Männer“ hygienisch einwandfrei gestichelt wird, so schmerzfrei und antiseptisch für alle und keinen, daß es schon beinahe wieder wehtut. Warum tätigt Regisseur Dennis Feldman bei dem Versuch, eine Parodie auf Agenten- und Science-Fiction-Filme zu fabrizieren, den Fehlgriff in die Mottenkiste uralter, verstaubter Muster der Bedrohungen und Gefahren, von denen sich die Amis immer so gerne umzingelt sehen: KGB hie, Außerirdische da. Liest der Mann keine Zeitung, guckt der kein TV? Warum läßt der Mann keine Challenger explodieren? Warum jagt er James Belushi nicht als durchgeknallten CIA-Agenten aus beiden Fäusten ballernd auf unschuldige Bürger, die dran glauben müssen, weil es totaler Fun ist, mit einer offiziellen Killerlizenz in der Tasche Leute abzumurksen - und richtig unschuldig ist doch eigentlich keiner, oder? Das wäre Realsatire vom feinsten, verschärft und ätzend, aber hundertprozentig echter und wahrheitsliebender als dieses haarsträubende Actiongehampel „wahrer Männer“, wobei Belushi ausgestattet mit dem Charme einer ausgekotzten Salamipizza zum Hypermacho aufgebacken wird, der nur widerlich ist.

A.Döhler

Täglich in der Filmkunst 66/Alhambra.

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