: DIW empfiehlt den Anbau von Raps für Biodiesel
■ Wirtschaftsforscher hoffen auf spürbare Kohlendioxidminderung, falls mehr Energieraps angebaut und eingesetzt wird – Annahmen deutlich optimistischer als die des Umweltbundesamts
Berlin (taz) – In einer neuen Studie setzt sich das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für den verstärkten Einsatz von Biodiesel ein. Demnach könne die Anbaufläche von Raps für Energiezwecke bis 2020 auf das zweieinhalbfache erhöht werden. Dann würde auf 630.000 Hektar Raps für Biodiesel oder Rapsöl als Heizölersatz gedeihen. Eine solche Ausweitung sei „sowohl energie- als auch agrarpolitisch vertretbar“, schreibt der DIW-Experte Georg Goy in seiner gestern veröffentlichten Studie. Nicht zuletzt ließen sich Arbeitsplätze in der Landwirtschaft sichern.
Nach den DIW-Berechnungen könnten die deutschen Emissionen bis zum Jahre 2005 um bis zu 4,5 Millionen Tonnen gesenkt werden, indem man Dieselkraftstoff durch Biodiesel und Heizöl durch Rapsöl und Rapsstroh ersetzt – sowie die anderen Beiprodukte Glycerin und Rapsschrot nutzt. Bis zum Jahre 2020 sei sogar eine Minderung um 5,7 bis 7,2 Millionen Tonnen möglich – von 1996 rund 900 Millionen Tonnen insgesamt.
Das DIW erwartet damit weit mehr Kohlendioxidminderung als das Umweltbundesamtes (UBA). Das kommt auf den Hektar Anbaufläche gerechnet gerade mal auf ein Sechstel der Kohlendioxid- minderung, die das DIW erzielen will. Hauptunterschiede sind optimistische Annahmen Goys über züchterische Erfolge beim Raps und die Hoffnung, daß auch das Rapsstroh als Brennstoff genutzt werden kann. Bisherige Versuche haben aber massive Probleme an den Tag gebracht. „Rapsstrohfeuerung ist völlig unpraktikabel“, urteilt Jürgen Landgrebe vom UBA. Außerdem bringe seine Verbrennung Dioxinprobleme. Das ficht das DIW nicht an: „Bis 2005 könnte das technische Problem gelöst sein“, prognostiziert Goy. Ihn bekümmert nur ein Problem: Die EU hat die Flächen begrenzt, auf denen sie den Anbau von Ölsaaten wie Raps subventioniert. „Die Beschränkung sollte aufgehoben werden“, so Goy.
Der Einsatz von Biodiesel ist umstritten. Das Problem ist der Rapsanbau: Der Raps wird meist auf Äckern gepflanzt, wo Nahrungspflanzen schlecht gedeihen – daher wird viel gedüngt und gespritzt. Weil die Biodieselherstellung auch teuer ist, favorisiert Landgrebe, andere Pflanzen anzubauen, die man direkt und ohne Aufwand verbrennen kann. urb
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