DIESMAL MIT GANZ SCHöN VIEL JAZZ : Schnell ins Konzert!
Andreas Schnell
Überblick zu behalten, ist in diesen Wochen alles andere als leicht. Versucht sei’s trotzdem. Dieses Wochenende lässt sich dabei im Grunde genommen problemlos in der Friese beim Festival „10 Jahre Sissi & die Chinesische Wäscherei“ verbringen (siehe Aufmacher dieser Seite). Aber wenn das alle wollen wollten, würd’s natürlich arg voll. Wer nicht mehr reinkommt oder keine Lust aufs Programm hat, kann sich am Samstag ab 21 Uhr auch in Etage 3, Lagerhaus in V. B. Schulzes Bernsteinzimmer im Rahmen eines szenischen Vortrags unter dem Titel „Liturgie des Luxus – Neues vom Klassenkampf“ unterhalten lassen, was mit Sicherheit weit weniger agitatorisch ausfallen dürfte, als der Titel annehmen lassen könnte.
Am Sonntag bieten unsere Elektro-Platt-Lieblinge De fofftig Penns, über deren Qualitäten wir hier auch schon ausführlich berichteten, ein Alternativprogramm an, für das Sie allerdings schon bis nach Osterholz-Scharmbeck und in die dortige Stadthalle reisen müssen.
Am Donnerstag dann beginnt die „Jazzahead“, auf deren Programm wir an dieser Stelle kaum eingehen können. Aber spannend wird’s bestimmt am Freitagabend im Schlachthof, wo ab 23 Uhr der Saxofonist Jacques Schwarz-Bart sein Projekt „Jazz Racine Haiti“ vorstellt, zu dem auch eine echte Voodoo-Priesterin gehört, und danach das skandinavisch-afrikanische Kollektiv Monoswezi auftritt, das traditionelle Sounds aus Zimbabwe und Mozambik mit Jazz verbindet. Das ganze Programm gibt es natürlich im Internet.
Für Menschen, die mit Jazz im engeren und weiteren Sinne nichts anfangen können, gibt es am Freitag durchaus Alternativen: Im Lagerhaus, wieder in Etage 3, stellt die Musikerin Samirah Al-Amrie ihr Album „Loop-Songs“ vor, das schon im Titel verrät, worum es dabei geht. Per Loop-Technik vervielfältigt Al-Amrie, wenn schon nicht selbst, doch aber immerhin ihrer Stimme, um vor melancholischen Elektro-Pop-Backdrops mit sich selbst zu singen. Beginn ist für 20 Uhr angekündigt.
Etwa zur gleichen Zeit betreten A Pony Named Olga die Bühne der Lila Eule. So forciert lustig wie der Name wirkt gelegentlich auch die Musik der Berliner Band, die zwischen Punk, Country, Polka und Rockabilly anzusiedeln wäre, was allerdings nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass hier immerhin ein ziemlich versierter Gitarrist bei der Arbeit zu beobachten ist.
Ebenfalls am Freitag und nebenan schon erwähnt: Das Sextett Al Doum & The Faryds aus Mailand, das am Freitag wahrscheinlich kaum vor 21.30 Uhr in der Friese psychedelischen Rock, afrikanische Rhythmen, arabische Melodik und interplanetaren Jazz miteinander fusioniert. Vorher gibt sich das Duo V. B. Schulze/Buddy Taco die Ehre. Wahrscheinlich das Konzert der Woche.