DIE WOCHE: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Sarkozy fliegt Luftangriffe auf das Gedächtnis seiner Wähler, und Angela Merkel schießt an der Bar die Lampen aus.
Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Das fängt heute damit an , dass man nicht weiss, wo man anfangen soll.
Was wird besser in dieser?
FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.
Irgendwas davon hört auf.
Die schwarz-gelbe Koalition von Stefan Mappus verliert nach der Atomkatastrophe in Japan an Boden. Wie wahrscheinlich ist ein Machtwechsel in Baden-Württemberg am nächsten Sonntag ?
Baden-Württemberg steht vor einer „Volksabstimmung über Stuttgart 21“ (Merkel), „Volksabstimmung gegen Atomkraft“ (Trittin, Gabriel) und sicher der Karrierefrage über Mappi, das dralle Krokodil. Den Machtwechsel dagegen kann der grüne Winfried Kretschmann entscheiden. Redet er, wie in der „taz“ angekündigt, „in Ausnahmefällen auch mit Mappus“, wird nicht die CDU ein bisschen grün, sondern werden die Grünen ein bisschen gaga. In den tollen Umfragewerten für die Ökos schwingt die überkommene Anmutung einer „Anti-Partei“ mit. Noch sind sie die erste der Post-Parteien. Durch einen Deal mit der Union können sie letzte Altpartei werden.
Gaddafi ist voll des Lobes für Deutschland. Peinlich für die Bundesregierung?
Die Vereinigten Arabischen Emirate haben Truppen nach Bahrain entsandt, um dort die Demokratiebewegung niederzuschlagen. In den Emiraten regieren Monarchen mit absolutistischer Gewalt. Daneben das Emirat Katar hat laut Verfassung die Schari´a als Grundgesetz und keine Parteien, kein Parlament, kein Frauenwahlrecht. Das sind die beiden arabischen Länder, die den Kriegseinsatz gegen Gaddhafi unterstützen. Möchten wir lieber denen zugehören ? Es ist die Wahl zwischen warmen und kaltem Kameldung. – Sarkozy präsentierte 2007 beim dritten prunkvollen Empfang Gaddhafis in Paris ein 10 Milliarden – Abkommen, wonach Frankreich „Atomkraftwerke, Airbusse und Kampfflugzeuge“ an Libyen liefern werde. Er fliegt gerade Luftangriffe auf das Gedächtnis seiner Wähler.
Die Bundesregierung lehnt eine Beteiligung an einer Militärintervention in Libyen ab – vor allem aus innenpolitischen Gründen. Diplomatie-Desaster oder verantwortliche Friedenspolitik?
„Wir sind halt anderer Ansicht, was die Erfolgsaussichten angeht...das ist keine leichte Entscheidung, aber man muss immer bedenken, was am Ende passiert.“ Das ist merkeldeutsch für Joschka Fischers „there´s no exit – strategy“ gegen den Irak-Krieg. Wenn man „Krieg für Öl“ ablehnt, kann man es mal mit „Frieden ohne Öl“ versuchen.
Damit die USA mehr Kapazitäten für einen Libyen-Einsatz frei bekommen, erwägt die Bundesregierung jetzt, sich in Afghanistan an der Awacs-Luftüberwachung zu beteiligen. Gut gedacht oder ziemlich dämlich ?
Unwahr. Die Bundesregierung muss ihre AWACS-Experten aus den Nato-Flugzeugen über dem Mittelmeer zurückziehen, denn aus „Luftüberwachung“ ist soeben „Feuerleitstelle“ geworden, aus Frieden Krieg. Und das dürfen die ohne Bundestagsmandat nicht. Schickt sie die Jungs nun stattdessen in Afghanistan „Feuer leiten“, bedarf es auch dazu eines neuen Bundestagsbeschlusses. Den hat sie nicht, den will sie der Opposition jetzt abpressen: „Kein Kriegseinsatz in Libyen“ nur gegen „Mehr Krieg in Afghanistan“. Erinnert an Junkies, die als Entzug Methadon nehmen und irgendwann Heroin und Methadon gleichzeitig.
Erst die Familienpolitik, dann die Wehrpflicht – nun die Atomkraft. Die CDU trennt sich von ihren Kernpositionen. Ist das für Merkel gefährlich?
Für Merkel wären Kernpositionen gefährlich – wenn die Partei welche hätte. Ein kräftiges Gen „Adenauers Kanzlerwahlverein“ prägt die Union noch immer : Wer die Macht sichert, hat recht. Sowas schreddert vielleicht die SPD, siehe Schröder – die CDU hält aus, was Pöstchen bringt. Die konservative Partei kann aus Mangel an Linie oder klar konservativen Positionen abgewählt werden, da muss der Wähler helfen. Merkel agiert wie der gescheiterte Varietee-Künstler, der sich nach der schlechten Show am Tresen besäuft. Und im dullen Kopf torkelnd treffsicher alle Lampen ausschießt : Guttenberg weg, kein Krieg in Libyen, AKWs aus. Spärlicher Applaus des Barkeepers.
Kruzifixe in Schulen verstoßen nicht gegen Menschenrechte. Das hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschieden. Eine gute Entscheidung?
Was stellen sich die Moslems auch so an ? Mohammed ans Kreuz nageln und daneben hängen. Und dann wollnwermal sehn.
Das war Felix Magaths Woche: Rauswurf auf Schalke, Wiedereinstieg beim VFL-Wolfsburg. Aber was will er bei seinem alten Verein?
Wenn ich die Wahl hätte zwischen einem Fleischfabrikanten und einem Autohersteller als Chef, nähme ich den, der genauer weiss, dass er keine Ahnung vom Fußball hat. Magath auch.
Und was machen die Borussen?
Literatur-Preis für „Welt am Sonntag“ : „Rangnick soll Schalke zum zweiten BVB machen“. Zwischen „zweiten“ und „BVB“ fehlt noch das Wörtchen „hinter“.
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