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DIE WAHRHEITPlopp für Plopp

Wie die Chinesen einmal sogar die Kanzlerin kopierten.

Da staunte das versammelte Bundeskabinett nicht schlecht, als Regierungssprecher Steffen Seibert plötzlich hereinstürmte, japsend die Fernbedienung griff und den Fernseher einschaltete. "Das müssen Sie sehen!", rief er völlig außer Atem und suchte dann eilig die Livesendung auf dem chinesischen Nachrichtensender CNC. Tausende Kilometer entfernt in Peking saßen sämtliche deutschen Bundesminister mit ihren chinesischen Amtskollegen. "Das ist live!", hechelte Seibert. Niemand fehlte, und die Kanzlerin konnte sich selber dabei zuschauen, wie sie einen Vertrag unterschrieb und Vizekanzler Rösler Kotau mit dem chinesischen Premierminister Wen übte.

Was war geschehen? Selbst der eilig herbeitelefonierte Botschafter in Peking konnte sich den Vorgang nicht erklären. Auch er war bis in die Feinripp-Unterhose überrascht, das deutsche Kabinett im Pekinger Fernsehen zu entdecken, wo er doch gerade mit der Runde in Berlin telefonierte. Erst als die Kameras durch die Große Halle des noch Größeren Volkes schwenkte, dämmerte es Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger: "Das sind gar nicht wir, das sind Kopien!", rief sie in die Runde. Da wollte ihr niemand wiedersprechen, offenbar hatten die Chinesen den großen Coup gelandet: Während sie früher stets nur einzelne Produkte nachgebaut hatten, war es ihnen nun gelungen, das Allerheiligste der deutschen Politik zu kopieren: die Bundesregierung und die Kanzlerin.

Die Berliner Regierungsrunde quackelte mittlerweile wild durcheinander: Durften die das? Gibt's uns jetzt auch in gelb? Und wie war den Erben Maos das überhaupt gelungen? Noch während sich all diese Fragen stellten, stürmte der Chef des Bundeskriminalamts herein und stammelte wie üblich unzusammenhängende Brocken, die von der unwirsch zuhörenden Kanzlerin als "München", "Europäisches Patenamt", "Einbruch", "Patent auf genetische Reproduktion" und "Cyber-Kriminalität" identifiziert wurden, was bei ihren Kabinettskollegen ein anschwellendes Raunen verursachte. "Klappe!", schrie Merkel nun, um der Lage wieder Herrin zu werden. "Ich muss nachdenken." Während es mucksmäuschenstill rund um den Kabinettstisch wurde, zeigte der Flachbildschirm die neuesten Bilder: Glücklich lächelten die kopierten Minister in die Kamera, und die Kanzlerin prostete der chinesischen Führungsspitze begeistert mit ihrem Sektglas zu.

"Aber wenn die da für uns auftreten, dann sind wir ja völlig überflüssig", sprach Merkel in Berlin langsam ihre Gedanken aus. Und dann machte es plötzlich Plopp - und Vizekanzler Rösler war weg. Plopp - Schäuble war weg. Plopp - Niebel war weg. Plopp für Plopp verschwanden die Berliner Minister. Als letzte ploppte die Kanzlerin davon. Anscheinend hatten die perfiden Cyber-Chinesen nicht nur einen Weg gefunden, die politische Spitze Deutschlands zu kopieren, sondern sie auch gleich ganz verschwinden zu lassen.

Nur Steffen Seibert blieb zurück. Der Regierungssprecher war den Chinesen vermutlich nicht wichtig genug. "Wie soll ich das nur der Öffentlichkeit verkaufen?", murmelte er, und seine kiloschweren Augenringe leuchteten noch eine Spur veilchenblauer als sonst.

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2 Kommentare

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  • N
    Nachdenken

    Glossen sollen lustig sein,

    deshalb ist es scheinbar eine Kunst,

    keine Menschen zu beleidigen.

     

    Die Frage "Gibt's uns jetzt auch in gelb?"

    ist höchst problematisch,

    weil es keine "gelben" Menschen gibt und diese rassistische Vorstellung aus der europäischen Rassenlehre kommt.

     

    Also, aufwachen und Rassismus stoppen!

     

    Bei einem rassismus,- sexismusfreien Wortgebrauch fängt's an.

  • P
    Philipp

    Sehr nette Glosse...

    eine wirklich witzige Vorstellung.

    Vielleicht kann Herr Seibert nun für die Kopien arbeiten.