: DIE KLEINE WORTKUNDE
An einer Berliner Schule haben Patres Kinder missbraucht. Jetzt steht wieder eine Debatte über das Zölibat an. Leider.
Die Grenze zwischen Gegnern und Verfechtern verläuft schon zwischen den Artikeln. „Zölibat, das od. (Theol.:) der“ steht im Duden. Es heißt nämlich der Zölibat, beginnen die Verteidiger ihre Rede. Die Botschaft: Ihr Kirchenkritiker kennt euch doch gar nicht aus. Und das stimmt oft. Als der Zölibat im 11. Jahrhundert letztendlich festgeschrieben wurde, war nicht nur Leibfeindlichkeit der Grund. Alleinstehende Priester waren billiger, es gab keine Probleme mit der Vererbung von Kircheneigentum, und auch Laien forderten das Ende klerikaler Vetternwirtschaft. Formal könnte die Regelung geändert werden, sie ist selbst nach interner Logik „nicht theologisch notwendig“, sagte sogar der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. In der Bibel gibt es zwar Fans von Ehelosigkeit, aber keinen Hinweis darauf, dass das als Gesetz gelten müsste. Leider wird das nicht dann diskutiert, wenn sich Priester zu Beziehungen und Kindern bekennen, sondern wenn sie Schutzbefohlene vergewaltigen. Dann, wenn man über autoritäre Strukturen und Machtmissbrauch reden sollte. Und nicht nur über ein Detail dieses Problems. LUS