: DG-Bank: Genossen auf Fusionskurs
■ Guthard drängt Genossenschaftsbanken unter ein Dach / Reaktion der Regionalinstitute gespalten / Widerstand aus Stuttgart und Düsseldorf
Berlin (taz) -Nachdem er in den letzten Monaten als Finazier von Leo Kirch bei dessen Versuch, das Springer-Imperium aufzumischen, und danach als Interessent für eine Billig -Übernahme der gewerkschaftseigenen Volksfürsorge -Versicherung in die Schlagzeilen kam, macht Helmut Guthard jetzt mit einem eher hausintern ausgelegten Coup von sich reden. Wie das Hamburger Nachrichtenmagazin 'Der Spiegel‘ am Wochenende vorab meldete, plant der Chef der Deutschen Genossenschaftsbank (DG-Bank) den Zusammenschluß aller fünf regionalen Genossenschafts-Zentralbanken. Ein offizielles Fusionsangebot soll bis Ende August vorgelegt werden. Mit diesem Zusammenschluß hätte sich die DG-Bank auf der Rangliste deutscher Banken weit nach vorn katapultiert: mit einer zu erwartenden gemeinsamen Bilanzsumme von 215 Milliarden Mark würden die Genossenschafts-Banker vom jetzt siebten auf den zweiten Platz nach der Deutschen Bank aufrücken. Die DG-Bank alleine hat derzeit eine Bilanzsumme von 87 Milliarden Mark vorzuweisen.
Bevor es soweit ist, steht dem Groß-Fusionierer Guthard aber noch ein gerüttelt Maß an massiver Überzeugungsarbeit bevor. Seine Mitgenossen auf der Direktionsebene in Düsseldorf und Stuttgart stehen der Vereinigung skeptisch gegenüber. Sie halten die bisherige Struktur mit Volksbanken, regionalen Zentralbanken und der DG-Bank für flexibler und marktnäher. Positiv soll das Fusionsangebot im Vorfeld bereits von drei Regionalbanken beurteilt werden. Die RaiffeisenZentralbank Kurhessen in Kassel, die Norddeutsche Genossenschaftsbank in Hannover sowie die Südwestdeutsche Genossenschafts-Zentralbank in Frankfurt wollen lieber konzentriert dem verschärften Wettbewerb zwischen Banken auf dem europäischen Binnenmarkt gegenübertreten.
Es dürfte aber weniger Verbundenheit mit traditionellen genossenschaftlichen Idealen sein, die den Vorstandssprecher der Westdeutschen Genossenschafts-Zentralbank, Eberhard Heinke, wettern läßt: „Wir brauchen keine Konzernstruktur für die Lösung unserer Zukunftsaufgaben.“ Die Düsseldorfer und Stuttgarter Regionalinstitute sind die reichen unter den Genossen und hätten bei einer Fusion einiges an Autonomie aufzugeben.
Georgia Tornow
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