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DEFA-Erbe, was nun?

■ Kulturminister Schirmer plant Stiftung für den Nachlaß der Babelsberger Filmproduktionen/ Die letzte Entscheidung liegt bei den künftigen Ländern

Ost-Berlin. Das Schicksal der DDR- Filmagentur DEFA und ihres kommerziell interessanten Filmnachlasses war gestern Anlaß einer Pressekonferenz. Kulturminister Schirmer und der Leiter der Abteilung Film und Video, Gersch, stellten die von ihnen erarbeiteten Projekte zur Gründung einer DEFA-Stiftung und einer daran gekoppelten Filmförderung vor. Pferdefuß aller Überlegungen sind die fehlenden Mittel zum Erhalt der DEFA. Verständlich also, daß die Frage nach dem kapitalträchtigen Filmerbe und dessen kommerzieller Nutzung Grund zu Auseinandersetzungen bot. Während die einzelnen Studios ihr Spielfilm- oder Dokumentarfilmerbe liebend gern selbst vermarkten wollen, verhinderte man auf Ministeriumsebene absichtlich dieses Begehren, um eine befürchtete Zersplitterung der Filmrechte zu verhindern. Das nun vorgestellte Projekt sieht die Bildung einer DEFA-Stiftung mit Sitz in Berlin vor, die die Eigentums- und Auswertungsrechte der DEFA-Filme — soweit diese beim DEFA-Außenhandel lagen — übernimmt, bewahrt und vor allem die Filmrechte kommerziell nutzt. Die dadurch erwirtschafteten Gelder sollen über eine Geschäftsstelle für Filmförderung an die Filmemacher zurückfließen. Gestützt werden einzelne Filmvorhaben, nicht wie früher komplette Studios. Parallel zu der in der BRD und in West-Berlin üblichen Filmförderung durch Gremien denkt man sich ein dazu konkurrierendes Modell von Gruppenförderung. Die Entscheidung und vor allem das nötige Engagement liegen nun bei den fünf neuen Bundesländern. Es wird zwar befürchtet, daß einige Länder sich von jahrzehntelang erduldetem Berlin-Zentrismus beeinflussen lassen und das Projekt darunter leiden könnte, doch sollte es von den Länder nicht angenommen werden, bleibt das Erbe der DDR-Filmproduktion weiter ungesichert. Markstein

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