■ Deutschland Tagebuch: 4. Sept. 1989: DDRler fordern freie Fahrt nach Gießen
Der Tag: Etwa 1.000 Menschen demonstrieren in Leipzig. In Sprechchören verlangen sie: „Wir wollen raus!“ Die Kluft zwischen „Ausreisern“ und „Erneuerern“ wird sichtbar, schreibt die taz. Während Ausreisewillige ihr Anliegen in die zur Leipziger Messe anwesenden westlichen Fernsehkameras rufen: „Nehmt uns mit!“ , diskutieren Oppositionelle in Leipzig über „Thesen zur Erneuerung der Geselschaft“.
Der Westen: Die in Bayern errichteten Zeltstädte für die DDR-Müden stehen nach Dauerregen unter Wasser. Staatssekretär Horst Waffenschmidt aus dem Innenministerium watet durch den Schlamm und gesteht den DDR-Flüchtlingen eine feste Unterkunft zu.
Der Osten: Verteter der Budapester DDR-Botschaft verteilen Handzettel unter den DDR-Flüchtlingen. Im Falle einer Rückkehr in die Heimat drohe ihnen keine Straffverfolgung. Auch an ihren Arbeitsplatz könnten sie zurückkehren.
Schlagzeile in der taz: „Freie Fahrt nach Gießen – Die Stasi greift zu“.
Schlagzeile in Neues Deutschland: „Meinungsaustausch mit dem BRD-Landwirtschaftsminister“. bed
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