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Archiv-Artikel

DAS WETTER: IM KERKER

Der Kerkermeister war genervt! Die Gefangenen hatten aber auch immer irgendetwas zu meckern. Den einen war das Brot nicht hart genug, den anderen war das Wasser zu sauber und wieder andere bestanden auf verschimmelterem Stroh. Außerdem verlangten sie mehr Ratten und Ungeziefer, die Eisenketten sollten rostiger sein und der Umgangston etwas harscher. Die Ketzer und Hexen forderten überdies noch regelmäßigere und gewissenhaftere hochnotpeinliche Befragungen – der Kerkermeister wusste gar nicht mehr, wie er all diesen Wünschen noch nachkommen sollte. Doch die Gefangenen fühlten sich ohne all das nicht ernst genommen, und der Kerkermeister war stets bemüht, den Bedürfnissen seiner Schützlinge gerecht zu werden. Er blickte auf den Kalender: noch drei Wochen bis zu seinem wohlverdienten Urlaub. Dann würde er sich selbst das schäbigste Verlies im ganzen Kerker nehmen und sich verwöhnen lassen. Doch zuvor musste er noch dringend die Streckbank reparieren und neue glühende Zangen bestellen.