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Archiv-Artikel

DAS WETTER: IM JENSEITS

Horst hatte absolut keine Lust, schon wieder zu inkarnieren. Ihm gefiel es gut im Jenseits. Er hatte es gemütlich, ohne irgendetwas tun zu müssen. Ihn plagten keinerlei Bedürfnisse, und nicht mal aufstehen musste er morgens. Der einzige, der nervte, war Gott. Ständig sagte er Dinge wie: „Junge, willst du dich nicht mal langsam um eine Inkarnation kümmern?“ Oder: „Die Sabine ist schon zum zweiten Mal inkarniert, während du nur in der Zeit herumschwebst.“ Horst antwortete auf dies Drängen meist halbherzig: „Ich kümmer mich morgen drum.“ Oder: „Hab schon alles versucht, finde keinen Körper.“ Aber darauf folgten immer nur stundenlange Vorträge nach der ewigen Leier: Wer wirklich inkarnieren wolle, der fände auch was. Besonders schlimm war es, wenn Gott ein Angebot hatte: „Schau mal Horst, hier ist eine Stelle als Schutzengel frei!“ Aber Horst wollte kein Engel sein und auch nicht inkarnieren. Er wollte nur mit seinen Kumpels im Jenseits abhängen. Denn das Jenseits war die coolste und angesagteste Kneipe im ganzen Himmel.