: DAS MÜSSEN SIE WISSEN
Eduard Schewardnadse (75) muss ins Exil. Seine neue Heimat, so heißt es, könnte Baden-Baden sein. Was erwartet den georgischen Expräsidenten dort?
Historie: Hier fand 1951 der erste Miss-Germany-Wettbewerb der Nachkriegszeit statt. 1968 flüchtete Charles de Gaulle nach Baden-Baden, als in Paris „Heute spielen wir Revolution“ gegeben wurde.
Einwohner: gut 50.000. Die Stadt atmet immer noch den Geist der guten alten Zeit, als Klassen noch Klassen genannt werden durften und man stolz darauf war, Personal zu beschäftigen und es auch so zu behandeln. Elke Heidenreich hat auch mal hier gewohnt.
Unterkunft: Brenner’s Park Hotel. Hier genießt das Personal das Dienern – und der Gast die fast höfisch anmutende Aura.
Freizeit: Georgiens Exspitzenpolitiker darf sich auf vieles freuen, was ihm und seinesgleichen gefallen muss: die Caracallathermen, eine Badeanstalt der gehobenen Wellnesskategorie. Und schließlich das wie für einen James-Bond-Film erbaute Casino – ein Tempel, in dem auch Dostojewski sich wohlgefühlt hätte: Geldverlust im Rien-ne-vas-plus-Air. In der Fußgängerzone, leicht angehügelt sich durch die Altstadt mäandernd, kann er badische Wohlhabenheit beobachten: in Textilien und Schmuck und vor allem – ganz lässig. Die Krönung des Orts ist das Festspielhaus, dessen Planung und Bau öfters schon Gegenstand von Beratungen diverser Rechnungshöfe war: ein Präsentationstempel des gehobenen Entertainments – von Patricia Kaas über diverse Charity-Galas bis hin zu Cecilia Bartoli.
Ach, das größte Plus ist freilich das Flüsslein, die Oos. Still meist schleppt sich ihr Wasser, flankiert von einem schönen Park, der in manchem eine Cruising Area ist, wie sie schöner nicht sein könnte.
Fazit: Menschen wie Schewardnadse bekommen in Baden-Baden das Gefühl, nicht in ein billiges Pflegeheim geraten zu sein. Wenn schon aufs Altenteil, dann auf ein behagliches. JAF