: D O K U M E N T A T I O N Schulden oder Leben?
■ Auszüge aus der Rede des peruanischen Präsidenten Alan Garcia Perez auf der Blockfreienkonferenz
Die Blockfreienbewegung setzt sich für eine neue und fairere Weltwirtschaftsordnung ein, in der politische Souveränität für die Freiheit der Völker steht, die heute an Hunger und Armut leiden. Ein Vierteljahrhundert nach Gründung der Bewegung sind die Hauptziele noch nicht erreicht. Es ist an der Zeit, die wirtschaftliche Abhängigkeit zu analysieren. Die Kontrolle des Rohstoffhandels, die industrielle Expansion und der Konsum, der die Welt vor 25 Jahren charakterisierte, wurde durch eine neue Art der Bevormundung ersetzt. So etwa durch unproduktives Finanzkapital, das die Welt durch Zinssätze beherrscht, durch die Kreditvergabe und die Abhängigkeit von nur einer Währung. Die kapitalistische Expansion begann nach dem zweiten Weltkrieg und ging in den 70er Jahren wieder zurück. Es folgten Protektionismus, Handelsbeschränkungen und Rezession. Zur gleichen Zeit haben neue Techniken viele Rohstoffe überflüssig gemacht. Lateinamerika ist ein konkretes Beispiel dafür. Zuerst hat es Rohstoffe exportiert, dann - gegen Mitte des Jahrhunderts - versuchte es sich unter großem Kostenaufwand zu industrialisieren. Das Resultat: eine enorme Schuldenaufnahme und nun - nach dem Rückgang von Industrialisierung und Entwicklung - stetig sinkende Einkommen. Unsere Länder sind zur permanenten Rezession verurteilt. Es wird kein Wachstum geben, solange keine angemessene Versorgung der Hungernden gewährleistet ist. Das wird aber nicht über mehr Kredite erreicht. In den vergangenen Jahren hat Peru wiederholt um neue Kredite gebeten, es hat sich zur Abwertung seiner Währung bewegen lassen, zu Lohnstopps, zur Reduzierung der öffentlichen Ausgaben und Begleichung der Schulden. Trotzdem stieg die Inflation, die industrielle Produktion sank, und die Kaufkraft ging zurück. Die neue Regierung hat sich zu einer anderen Politik entschlossen. Es hat die Zurückzahlung der Schulden begrenzt. Es hat sich total von den Theorien des internationalen Währungsfonds distanziert. Mexiko, Argentinien, die Philippinen, Malaysia - alle diese Staaten haben die gleichen Probleme. Die Regierungen müssen sich entscheiden zwischen ihren Auslandsverpflichtungen und ihrem Volk. Schulden oder Demokratie, Schulden oder Selbstbestimmung, Schulden oder Leben. Und da gibt es in der Tat nur einen Weg. Im gemeinsamen Vorgehen liegt unsere Stärke: Wir müssen die Zinsraten wesentlich vermindern, die Bedingungen der Schuldenaufnahme neu formulieren, die Rohstoffpreise verbessern und das Weltwirtschaftssystem reformieren. Dies wird der Prüfstein für unsere Blockfreiheit sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen