piwik no script img

D O K U M E N T A T I O N „Menschen als Versuchskaninchen“

■ 695 US–Bürger zwischen 1940 und 1970 medizinischen Experimenten mit radioaktivem Material ausgesetzt

Washington (dpa) - US–Behörden haben zwischen 1940 und 1970 an 695 Menschen medizinische Experimente mit radioaktivem Material vornehmen lassen, wie aus dem Bericht eines Unterausschusses im Washingtoner Repräsentantenhaus hervorgeht. Der Vorsitzende des Unterausschusses, Edward Markey, verlangte in einem Brief an Energieminister John Herrington, das Ministerium solle die betreffenden Personen - soweit sie noch leben - ermitteln, ihren Gesundheitszustand feststellen und sie entschädigen. Ein Sprecher des Energieministeriums wies darauf hin, daß es Presseberichte über derartige Experimente bereits in den Jahren 1976 und 1981 gegeben habe. In dem Bericht werden unter anderem folgende Versuche aufgeführt: - von 1945 bis 1947 wurde im Rahmen des Projekts „Manhattan“, das der Entwicklung der ersten Atombombe diente, 18 Patienten, von denen die Ärzte annahmen, daß sie nicht mehr lange leben würden, Plutonium eingespritzt. - von 1953 bis 1957 wurde am Allgemeinen Krankenhaus von Massachusetts in Boston zwölf unheilbar an Gehirntumoren erkrankten Patienten Uran gespritzt, um festzustellen, von welcher Dosis an Nierenschäden eintreten würden. - von 1961 bis 1965 erhielten am Massachusetts Institute of Technology 20 ältere Personen Spritzen oder Essen, die Radium oder Thorium enthielten. - von 1963 bis 1971 wurden die Hoden von 67 Gefängnisinsassen im Staat Oregon und von 64 Häftlingen im Staat Washington Röntgenbestrahlungen ausgesetzt, weil die Wissenschaftler herausfinden wollten, welchen Einfluß dies auf die Zeugungsfähigkeit haben würde. - von 1963 bis 1965 erhielten im Bundesstaat Iowa sieben Personen Milch von Kühen, die auf mit radioaktivem Jod verseuchten Boden gegrast hatten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen