: D-Mark schon ab Sonntag?
■ Allerlei Gerüchte über Wochenendeinsatz von Bankangestellten / Bonn: Keine Währungsunion bis zum ersten Juli
Berlin: (adn/taz) - Unruhe verbreiteten in den letzten Tagen Gerüchte, denen zufolge von Angestellten der Berliner Geldinstitute am Wochenende Sonderschichten eingelegt werden sollen. Von verschiedenen MitarbeiterInnen der Berliner Sparkasse wird berichtet, daß sie die Aufforderung erhalten hätten, sich „für den 24./25. März bereitzuhalten“.
So haben die in den letzten Wochen ohnehin schon überbelasteten Angestellten der Filliale Friedrichstraße die Befürchtung geäußert, nun auch noch ihr letztes bißchen Freizeit opfern zu müssen. Doch auch andere Befürchtungen wurden laut: „Seit einigen Tagen lagert hier Westgeld in noch nie gehabten Mengen. Die Sicherungsanlagen hingegen, die uns vor eventuellen Überfällen schützen könnten, sind so gut wie nicht vorhanden!“
In den Chefetagen der Kreditinstitute hält man sich derweilen bedeckt. Von den Dingen, die in den einzelnen Zweigstellen Gesprächsthema Nummer eins sind, will man vorgeblich nichts wissen. Herr Schönholz, Abteilungsleiter in der Sparkassenzentrale am Alexanderplatz: „Von Wochenendeinsätzen hier bei uns weiß ich nichts. Was sollten wir hier am Sonntag auch zu tun haben?“ Das ist die Frage! Die Spekulationen reichen von einem Blitz-Geldumtausch bis hin zu einem zentralen Kassensturz im Vorfeld der geplanten Währungsunion. Herr Schönholz: „Alles Unsinn!“ Doch er weiß etwas anderes zu berichten: „Die Einzigen, die am kommenden Wochenende arbeiten werden, sind die Angestellten bei der Staatsbank. Das hat aber nur rein technische Gründe, die lediglich mit der Entflechtung dieser Institution zu tun hat.“
Bernd Schröter, Leiter der Pressestelle der Staatsbank der DDR, weist diese Angaben jedoch kategorisch zurück: „Bei uns läuft alles so wie immer. Wochenendeinsätze gibt es hier auf keinen Fall!“ Doch zu weiteren Angaben war er nicht bereit.
Auch in Bonn herrscht zur Zeit in puncto Währungsunion ein ziemliches Durcheinander. Dort wird der bisher von mehreren Mitgliedern der Bundesregierung und auch den Vorsitzenden der Allianzparteien genannte Termin, 1. Juli, in Bonn nicht mehr für sehr wahrscheinlich gehalten. Eine von der Allianz noch am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Bonn angekündigte enge Koppelung von Währungs-, Wirtschafts-, und Sozialunion ist bisher nicht geplant. Das verlautete am Donnerstag aus Bonner Regierungskreisen, die anonym bleiben wollten. Vor Journalisten wurde darauf verwiesen, daß ein Nachtragshaushalt für die Finanzierung einer Währungsunion durch die BRD nicht im Gespräch sei. Außerdem, so wurde von den Regierungskreisen betont, sei die Einführung der Währungsunion bis zum 1. Juli bisher vom Kabinett nicht vorgesehen. Entsprechende Ankündigungen seien von Regierungsmitgliedern gekommen, die keine Verantwortung für das Finanzressort trügen. Vergleicht man diese Aussage mit den Versprechungen der Allianz und der mit ihr verbundenen West-CDU vor dem 18. März, so kann man getrost von einem großangelegten wahltaktischen Betrugsmanöver der Konservativen reden. Selbst wenn auch der Vorsitzende der Ost-CDU im Namen der Allianz die Auffassung vortrug, die Volkskammer werde über die Einführung der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion nur als Paket beraten, so wurde ihm von erwähnten Regierungskreisen heftig widersprochen. Zunächst sei nur die Einführung einer Währungsunion beschlossen worden und nicht die einer Sozialunion.
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