heute in bremen : Crack und Kalter Krieg
Der Mexikaner Jorge Volpi liest aus seinem Roman „No será la tierra“ – „Zeit der Asche“
taz: Herr Diaz de León, was ist Ihre Botschaft an die Bremer?
José María Díaz de León de Luna, Dozent am Instituto Cervantes:¡Bienvenidos! a la lectura de una novela apasionante.
Aber es wird nicht nur Spanisch gesprochen …?!
Selbstverständlich nicht! Peter Lüchinger von der Shakespeare Company wird Jorge Volpis Roman lesen.
Was wird in dem denn zu Asche?
Wörtlich würde der Titel eher „Es wird nicht die Erde sein“ lauten. Das Motiv der Asche versteht man eigentlich erst gegen Ende des Romans.
Was für eine Geschichte wird erzählt?
Uns laufen eine russische Biologin, eine Funktionärin des Internationalen Währungsfonds und eine Computerwissenschaftlerin über den Weg – drei sehr unterschiedliche Frauen und ihr Leben gegen Ende des Kalten Krieges.
Aus welchem Umfeld stammt der Autor?
Jorge Volpi ist einer der jüngeren mexikanischen Autoren, die sich seit 1996 in der„Crack“-Gruppe tummeln. Das hat aber weniger mit Drogen zu tun als vielmehr mit künstlerischem Aufbruch. Die wollen weg von der leicht bekömmlichen spanischsprachigen Literatur, dem „realismo magico“, Gabriel García Márquez und seinen Nachahmern.
Hin zu einer politischeren Literatur?
Eher zu einer anspruchsvollen Literatur. Wissenschaft statt Magie. Volpi etwa zeichnet die großen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts nach.
Das Scheitern der großen Gesellschaftssysteme?
So pauschal nicht, die neue Weltordnung nach dem kalten Krieg träfe es eher, die Schwächen und Widersprüche des Kapitalismus. Aber auch die Möglichkeit von Bio-Kriegen, die wirtschaftliche Globalisierung, die Entschlüsselung des Genoms sind Themen.
Ein vielschichtiger Roman…
Richtig!
INTERVIEW: JENS UTHOFF
Lesung mit Jorge Volpi, Buchhandlung Geist, Am Wall 161, 20 Uhr