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American PieCostner wird säuerlich

■ Mit einem Baseball-Film versucht ein Filmstar seine Karriere zu reanimieren

But something touched me deep inside

Baseball und Kevin Costner haben viel gemeinsam: Amerika liebte sie. Dann hatten beide ein existenzbedrohendes Tief und erst unlängst haben sie sich wieder halbwegs berappelt. Zusätzlich: Beide mögen sich. Costner ist der prominenteste Fan des Sports. Im Gegenzug hat Baseball ihm mit „Bull Durham“ (1988, dt: „Annies Männer“) und „Field of Dreams“ (1989, „Feld der Träume“), in dem er auch Regie führte, zwei seiner besten Rollen verschafft.

Dieser Liebe wird nun das dritte Kapitel hinzugefügt. In der nächsten Woche startet in den USA „For the Love of the Game“. Darin spielt Costner einen Pitcher der Detroit Tigers, der während eines Spiels gegen die New York Yankees über seine sich dem Ende zu neigende Profikarriere und seine gescheiterte Ehe sinniert. Dass er gerade dabei ist, ein „perfect game“ zu werfen, was in der mehr als hundertjährigen Geschichte der Major Leagues nur 14 Pitchern gelang, erschwert die Sache.

Die Spielszenen wurden letzten Herbst im legendären Yankee Stadium gedreht. Der Drehbeginn war wenige Tage, nachdem die Yankees die letzte World Series gegen die San Diego Padres gewonnen hatten. „Vieles hat mich gar nicht mal überrascht“, sagte Costner nach Abschluss der Dreharbeiten, „weil ich als Kind schon davon geträumt hatte, hier zu spielen“.

Um die Authentizität der Spielszenen sicher zu stellen, wurden erfahrene Coaches als Berater engagiert, und sowohl die Tigers als auch die Yankees legten Wert darauf, dass in ihre Trikots nur ehemalige oder aktuelle Spieler der beiden Klubs gesteckt wurden. Oder zumindest Schauspieler, die einmal selbst organisiert Baseball gespielt hatten.

Regie geführt hat Sam Raimi, der in gänzlich anderen Kreisen berühmt wurde mit Horror-Klassikern wie den beiden „Tanz der Teufel“-Teilen. Aber man kann davon ausgehen, dass Costner, der nach einigen unterirdischen Flops erst kürzlich mit der Schnulze „Message in a Bottle“ wieder in die schwarzen Zahlen kam, die alles bestimmende Kraft bei der Umsetzung des uramerikanischen Sports war.

Zum dritten Mal darf Costner nun also seine Kindheitsträume ausleben. Prompt machte er beim Dreh denselben Fehler, der vielen jungen Pitchern unterläuft. Überwältigt von der Atmosphäre im Yankee Stadium, dem geschichtsträchtigsten Ort des Baseball, wo Babe Ruth, Joe DiMaggio oder Lou Gehrig spielten, warf er länger als es seinem Arm gut tat. Die Muskeln des Filmstars waren anschließend so übersäuert, dass er während der gesamten Dreharbeiten behandelt werden musste und nur noch die Linke zum Händeschütteln benutzen konnte. Thomas Winkler

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