Corona-Krise in den USA: Trump macht die nächste Wende
Monatelang hatte US-Präsident Donald Trump auf schnelle Lockerungen gedrungen. Jetzt gesteht er ein, dass es so nicht geht – und rät zu Masken.
Die USA erleben in der Pandemie derzeit eine dramatische Zuspitzung. Trump gestand dies ein und sagte: „In den letzten Wochen haben wir einen besorgniserregenden Anstieg an Fällen in vielen Teilen unseres Südens, (...) Südwestens und Westens gesehen.“ Die Behörden meldeten in den vergangenen zwei Wochen zwischen 60.000 und 77.000 Neuinfektionen pro Tag sowie Hunderte Todesfälle.
Besonders betroffen sind die Bundesstaaten Florida, Georgia, Texas, Arizona und Kalifornien. Trump erklärte die Vielzahl an neuen Fällen bislang stets mit der Vielzahl an Tests, die mittlerweile durchgeführt werden, und verglich die Ausbrüche mit „Glutherden“ und „Flammen“. Am Dienstag sprach er von „großen Flammen“.
Trump ermunterte die US-Amerikaner*innen zum Tragen von Schutzmasken, wenn kein Abstand gehalten werden kann: „Ob Sie die Masken mögen oder nicht, sie haben eine Wirkung, sie werden einen Effekt haben und wir brauchen alles, was wir kriegen können.“ Der Republikaner lehnt eine landesweite Maskenpflicht ab. Kritiker werfen ihm vor, in der Pandemie ein schlechtes Vorbild abzugeben, weil er so gut wie nie öffentlich mit Maske auftritt. Um zu unterstreichen, dass er kein Problem mit Masken habe, holte Trump bei der Pressekonferenz einen Mund-Nasen-Schutz hervor. Im April hatte Trump noch deutlich gemacht, dass er trotz Empfehlung selbst keine Maske tragen werde.
Mehrere Kehrtwenden in den letzten Monaten
Trump sagte, er arbeite bei der Bekämpfung der Pandemie Hand in Hand mit den Gouverneuren, und versprach ihnen hundertprozentige Unterstützung. „Alles, was sie brauchen, kriegen sie.“ Wegen des Umgangs mit der Pandemie gab es zuletzt immer wieder Verstimmungen zwischen der Regierung in Washington und Gouverneuren einiger Bundesstaaten.
Auch aus den Reihen von Trumps Republikanern war zuletzt Kritik laut geworden: Der Gouverneur des Bundesstaats Maryland, Larry Hogan, warf Trump vergangene Woche vor, nicht schnell genug auf die Bedrohung reagiert und die Gouverneure beim Ausbau von Tests alleingelassen zu haben. Trump machte am Dienstag deutlich – ebenfalls unter Verweis auf die Gouverneure –, dass er die Verantwortung in der Coronakrise nicht allein bei sich sieht. „Ich denke, wir sind alle verantwortlich.“
Trump ließ schon während der ersten Zuspitzung der Corona-Pandemie im Frühjahr deutlich erkennen, dass er das Land schnellstmöglich zurück zum Normalbetrieb führen will. Angesichts dramatisch steigender Todeszahlen vollzog er im April eine Kehrtwende, indem er die Amerikaner auf schwierige Wochen einschwor. Im Mai stimmte er das Land wieder auf die Rückkehr zur Normalität ein. Zuletzt legte er das Augenmerk auf die rasche Wiedereröffnung der Wirtschaft und der Schulen, zudem pries er das Vorgehen seiner Regierung.
Doch die Kritik an Trumps Krisenmanagement wuchs, wie eine am Freitag veröffentlichte Umfrage bestätigte. Die Wiederaufnahme der Corona-Pressekonferenzen wurde auch als Versuch Trumps gewertet, der sinkenden Zustimmung entgegenzutreten. Trump hatte bis Ende April fast täglich Pressekonferenzen abgehalten, die teils länger als zwei Stunden dauerten – damals allerdings auch hanebüchene Überlegungen angestellt, wie etwa, ob man Desinfektionsmittel in den menschlichen Körper einbringen könnte.
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